Willi Mako
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AHB-Fehlerprotokoll: Ortsangaben & Prozessverzögerungen vermeiden

ID#842-10
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TAGS [EDIFACT][LIEFERANTENWECHSEL][MESSSTELLENBETREIBER][PROZESS][GPKE][BILANZ][ZUORDNUNG][BILANZKREIS]

Einfluss unklarer oder fehlerhafter Ortsangaben im AHB-Fehlerprotokoll auf die Marktkommunikation

Unklare oder fehlerhafte Ortsangaben im AHB-Fehlerprotokoll (Allgemeine Handelsbedingungen für den Strommarkt) führen zu erheblichen Prozessverzögerungen in der Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern (NB), Lieferanten (LF) und Messstellenbetreibern (MSB). Da die Ortsangabe als zentrales Identifikationsmerkmal für die Fehlerzuordnung dient, beeinträchtigen falsche oder mehrdeutige Angaben die Eskalations- und Bearbeitungslogik auf mehreren Ebenen:


1. Auswirkungen auf die Eskalations- und Bearbeitungslogik

a) Fehlende eindeutige Zuordnung des Fehlers
  • Die Ortsangabe (z. B. Marktlokation, Messlokation, Zählpunktbezeichnung) ist entscheidend für die Identifikation des betroffenen Marktteilnehmers.
  • Bei unklaren Angaben (z. B. fehlende OBIS-Kennzahlen, falsche Marktlokations-ID (MaLo-ID) oder uneindeutige Adressangaben) kann der Fehler nicht korrekt zugeordnet werden.
  • Folge: Der verantwortliche Akteur (NB, LF oder MSB) wird nicht eindeutig identifiziert, was zu Rückfragen, manuellen Nachbearbeitungen und Verzögerungen führt.
b) Unterbrechung der automatisierten Prozesse
  • Die Marktkommunikation basiert auf standardisierten EDIFACT-Nachrichten (z. B. UTILMD, MSCONS) und automatisierten Workflows.
  • Fehlerhafte Ortsangaben führen zu Ablehnungen (Rejects) oder falschen Weiterleitungen, da die Systeme die Nachricht nicht korrekt verarbeiten können.
  • Folge: Manuelle Eingriffe werden nötig, was die Bearbeitungszeit verlängert und das Risiko von Dateninkonsistenzen erhöht.
c) Eskalationsketten werden ineffizient
  • Bei unklaren Fehlermeldungen müssen mehrere Marktteilnehmer kontaktiert werden, um den Fehler zu lokalisieren.
  • Beispiel:
    • Der Netzbetreiber leitet eine Fehlermeldung an den Lieferanten weiter, dieser erkennt jedoch nicht, dass der Fehler eigentlich beim Messstellenbetreiber liegt.
    • Folge: Mehrfache Weiterleitungen, redundante Kommunikation und verzögerte Fehlerbehebung.
d) Erhöhtes Risiko von Fristüberschreitungen
  • Gemäß MaBiS (Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom) und GPKE (Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität) gelten festgelegte Fristen für die Fehlerbehebung.
  • Bei unklaren Ortsangaben können diese Fristen nicht eingehalten werden, was zu Strafzahlungen, Bilanzkreisabweichungen oder Lieferantenwechsel-Risiken führen kann.

2. Prozessuale Sicherheitsmechanismen zur Minimierung von Verzögerungen

Um die Auswirkungen unklarer Ortsangaben zu reduzieren, sind technische, organisatorische und prozessuale Maßnahmen erforderlich:

a) Automatisierte Plausibilitätsprüfungen
  • Systemseitige Validierung der Ortsangaben vor Versand der Fehlermeldung:
    • Prüfung auf gültige MaLo-ID, OBIS-Kennzahl, Zählpunktbezeichnung
    • Abgleich mit Stammdaten (z. B. über das BDEW-Stammdatenregister)
    • Syntaxprüfung (z. B. korrekte Formatierung nach EDIFACT-Standard)
  • Folge: Fehlerhafte Meldungen werden bereits vor der Weiterleitung erkannt und können korrigiert werden.
b) Standardisierte Fehlercodes mit Ortsbezug
  • Einführung erweiterter Fehlercodes, die nicht nur den Fehlertyp, sondern auch die betroffene Lokation eindeutig kennzeichnen.
  • Beispiel:
    • Statt: "Fehler in der Marktkommunikation"
    • Besser: "Fehlerhafte MaLo-ID (DE1234567890123) in UTILMD-Nachricht – Zählpunkt nicht zugeordnet"
  • Folge: Schnellere Identifikation des Problems und gezielte Weiterleitung.
c) Zentrale Fehlerdatenbank mit Eskalationspfaden
  • Einrichtung einer gemeinsamen Plattform (z. B. über den BDEW oder die Bundesnetzagentur), in der:
    • Fehler mit eindeutiger Ortsangabe erfasst werden,
    • Eskalationspfade hinterlegt sind (z. B. "Bei Fehler X ist der MSB zuständig"),
    • Statusverfolgung möglich ist (z. B. "Fehler in Bearbeitung", "Fehler behoben").
  • Folge: Transparenz über den Bearbeitungsstand und vermeidung von Doppelbearbeitungen.
d) Schulungen und klare Verantwortlichkeiten
  • Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter in NB, LF und MSB zu:
    • Korrekter Pflege von Stammdaten,
    • Umgang mit Fehlermeldungen und Ortsangaben,
    • Eskalationsprozessen bei unklaren Fällen.
  • Klare Rollenverteilung:
    • Netzbetreiber prüft die technische Lokation,
    • Lieferant prüft die Marktlokation,
    • Messstellenbetreiber prüft die Zählpunktzuordnung.
  • Folge: Schnellere Fehlerzuordnung und reduzierte Rückfragen.
e) Automatisierte Rückfallmechanismen
  • Bei unklaren Ortsangaben sollte das System automatisch eine Rückfrage an den Absender senden (z. B. per EDIFACT-CONTRL-Nachricht).
  • Beispiel:
    • "Fehlermeldung konnte nicht zugeordnet werden – bitte MaLo-ID und OBIS-Kennzahl prüfen."
  • Folge: Vermeidung von manuellen Nachfragen und Beschleunigung der Korrektur.
f) Regelmäßige Datenqualitätsprüfungen
  • Automatisierte Reports über häufige Fehlerquellen (z. B. "5% der Fehlermeldungen enthalten falsche MaLo-IDs").
  • Datenbereinigung in Zusammenarbeit mit allen Marktteilnehmern.
  • Folge: Langfristige Reduzierung von Fehlern durch kontinuierliche Verbesserung.

Fazit

Unklare oder fehlerhafte Ortsangaben im AHB-Fehlerprotokoll führen zu erheblichen Verzögerungen in der Marktkommunikation, da sie die automatisierte Bearbeitung unterbrechen, Eskalationsketten verlängern und Fristen gefährden. Durch automatisierte Plausibilitätsprüfungen, standardisierte Fehlercodes, zentrale Fehlerdatenbanken und klare Verantwortlichkeiten können diese Probleme minimiert werden. Eine proaktive Datenpflege und regelmäßige Schulungen sind dabei ebenso entscheidend wie technische Sicherheitsmechanismen, um die Effizienz der Marktprozesse zu gewährleisten.