APERAK-Verarbeitbarkeitsfehler: Erkennung und Behebung in der Praxis
1. Einführung
APERAK-Nachrichten (Application Error and Acknowledgement) dienen im elektronischen Datenaustausch (EDI) der Rückmeldung über die Verarbeitbarkeit empfangener Dokumente (z. B. ORDERS, INVOIC). Verarbeitbarkeitsfehler treten auf, wenn eine empfangene Nachricht nicht den technischen oder inhaltlichen Anforderungen entspricht und daher nicht automatisiert verarbeitet werden kann. Dieser Leitfaden erläutert typische Fehlerursachen, Erkennungsmethoden und systematische Lösungsansätze.
2. Typische Ursachen für APERAK-Verarbeitbarkeitsfehler
Fehler lassen sich in drei Kategorien unterteilen:
2.1 Technische Fehler
- Syntaxverstöße: Abweichungen vom EDI-Standard (z. B. EDIFACT, ANSI X12), wie fehlende oder falsch platzierte Segmenttrenner (
'), ungültige Zeichen oder falsche Segmentreihenfolge. - Strukturfehler: Fehlende Pflichtsegmente (z. B.
UNHin EDIFACT) oder überzählige Segmente, die nicht im Nachrichtenaufbau vorgesehen sind. - Datenformatfehler: Falsche Datentypen (z. B. alphanumerische Zeichen in numerischen Feldern) oder ungültige Feldlängen.
2.2 Inhaltliche Fehler
- Logische Inkonsistenzen: Widersprüche zwischen Segmenten (z. B. abweichende Mengenangaben in
LINundQTY). - Fehlende Referenzen: Ungültige oder nicht vorhandene Referenznummern (z. B. Bestellnummer in
RFF+ON). - Ungültige Codes: Verwendung nicht definierter Codes (z. B. falsche Währungscodes in
CUX).
2.3 Partnerbezogene Fehler
- Abweichende Nachrichtenversionen: Nutzung unterschiedlicher EDI-Standardversionen (z. B. D96A vs. D01B in EDIFACT).
- Falsche Partnerkonfiguration: Fehlende oder falsche Partner-IDs (z. B.
NAD+SUfür Lieferanten).
3. Erkennung von Verarbeitbarkeitsfehlern
3.1 Analyse der APERAK-Nachricht
Die APERAK-Nachricht enthält detaillierte Fehlerinformationen:
- Segment
ERC(Error Code): Gibt den Fehlercode an (z. B.2für Syntaxfehler,3für inhaltliche Fehler). - Segment
FTX(Free Text): Beschreibt den Fehler in Klartext (z. B. "Segment QTY missing"). - Segment
SG1(Segment Group 1): Verweist auf die fehlerhafte Stelle in der Originalnachricht (z. B.LIN+1für die erste Position).
Beispiel (EDIFACT-APERAK):
UNH+1+APERAK:D:96A:UN'
BGM+23+123456+9'
DTM+137:20240515:102'
ERC+3'
FTX+AAA+++Segment LIN: Invalid product code'
SG1+1+LIN+1'
UNT+6+1'
→ Interpretation: Der Produktcode in Segment LIN+1 ist ungültig.
3.2 Nutzung von EDI-Tools
- Validierungssoftware: Tools wie EDI Validator oder Liaison Delta prüfen Nachrichten vor dem Versand auf Standardkonformität.
- Monitoring-Systeme: EDI-Plattformen (z. B. SAP IDoc, IBM Sterling) protokollieren Fehler und generieren Warnmeldungen.
- Log-Dateien: Server-Logs des EDI-Konverters zeigen detaillierte Fehlermeldungen (z. B. "Segment QTY not found in LIN group").
3.3 Manuelle Prüfung
- Vergleich mit Spezifikation: Abgleich der Nachricht mit dem Partnerhandbuch (z. B. EDIFACT D96A Subset).
- Testumgebung: Simulation des Datenaustauschs mit Testnachrichten, um Fehler vorab zu identifizieren.
4. Systematische Behebung von Fehlern
4.1 Technische Fehler beheben
- Syntax prüfen:
- Nutzen Sie einen EDI-Validator, um Trennzeichen, Segmentreihenfolge und Zeichenkodierung zu überprüfen.
- Beispiel: Ersetzen Sie
'durch+als Segmenttrenner, falls falsch konfiguriert.
- Struktur anpassen:
- Fügen Sie fehlende Pflichtsegmente hinzu (z. B.
UNBfür den Nachrichtenkopf). - Löschen Sie überzählige Segmente, die nicht im Standard vorgesehen sind.
- Fügen Sie fehlende Pflichtsegmente hinzu (z. B.
- Datenformate korrigieren:
- Numerische Felder (z. B.
QTY+21:100) dürfen keine Buchstaben enthalten. - Datumsfelder (z. B.
DTM+137:20240515:102) müssen dem FormatCCYYMMDDentsprechen.
- Numerische Felder (z. B.
4.2 Inhaltliche Fehler beheben
- Logische Konsistenz herstellen:
- Prüfen Sie, ob Mengenangaben in
LINundQTYübereinstimmen. - Beispiel:
LIN+1++12345:IN' QTY+21:100'→ Menge100muss zur Position passen.
- Prüfen Sie, ob Mengenangaben in
- Referenzen validieren:
- Bestellnummern (
RFF+ON:4711) müssen mit den Daten des Partners übereinstimmen. - Nutzen Sie Partnerstammdaten, um gültige Codes zu ermitteln.
- Bestellnummern (
- Codes aktualisieren:
- Ersetzen Sie ungültige Codes durch standardkonforme Werte (z. B.
CUX+2:EUR:4für Euro).
- Ersetzen Sie ungültige Codes durch standardkonforme Werte (z. B.
4.3 Partnerbezogene Fehler beheben
- Nachrichtenversion abstimmen:
- Klären Sie mit dem Partner, welche EDI-Version (z. B. EDIFACT D96A) verwendet wird.
- Passen Sie die Nachricht entsprechend an oder nutzen Sie einen Konverter.
- Partnerkonfiguration prüfen:
- Stellen Sie sicher, dass Partner-IDs (z. B.
NAD+SU+123456789:9') korrekt hinterlegt sind. - Aktualisieren Sie ggf. die Partnerstammdaten im EDI-System.
- Stellen Sie sicher, dass Partner-IDs (z. B.
4.4 Test und Rückmeldung
- Testnachricht senden:
- Versenden Sie eine korrigierte Nachricht an eine Testumgebung des Partners.
- Nutzen Sie Tools wie EDI Notepad zur manuellen Überprüfung.
- APERAK auswerten:
- Prüfen Sie, ob die APERAK-Nachricht eine erfolgreiche Verarbeitung bestätigt (
BGM+23für "akzeptiert").
- Prüfen Sie, ob die APERAK-Nachricht eine erfolgreiche Verarbeitung bestätigt (
- Dokumentation aktualisieren:
- Halten Sie Änderungen in den Partnerhandbüchern oder internen Richtlinien fest.
5. Präventive Maßnahmen
- Schulungen: Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter zu EDI-Standards und Fehlerbehebung.
- Automatisierte Validierung: Integration von Validierungsregeln in den EDI-Konverter (z. B. SAP IDoc-Prüfungen).
- Partnerkommunikation: Klare Absprachen zu Nachrichtenformaten, Codes und Testverfahren.
- Monitoring: Einrichtung von Alerts für wiederkehrende Fehler (z. B. ungültige Produktcodes).
6. Fazit
APERAK-Verarbeitbarkeitsfehler lassen sich durch systematische Analyse der Fehlermeldungen, Nutzung von EDI-Tools und enge Abstimmung mit Partnern effizient beheben. Technische Fehler erfordern oft Anpassungen der Nachrichtenstruktur, während inhaltliche Fehler eine Überprüfung der Geschäftslogik notwendig machen. Präventive Maßnahmen wie Schulungen und automatisierte Validierung reduzieren die Fehlerhäufigkeit langfristig.
Hinweis: Bei komplexen Fehlern empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit dem EDI-Partner oder einem EDI-Dienstleister, um Lösungen im Dialog zu entwickeln.
Stand: Mai 2024 | Quelle: EDIFACT-Standard D96A, ISO 9735