Einfluss der hierarchischen Fehlermeldungsstruktur im APERAK-Prozess auf Verantwortungszuweisung und Eskalationslogik
1. Struktur der Fehlermeldungen im APERAK-Prozess
Der APERAK (Application Error and Acknowledgement Message)-Prozess dient der standardisierten Kommunikation von Fehlern in EDIFACT-basierten Geschäftsvorfällen zwischen Marktpartnern im Energiesektor (Netzbetreiber, Lieferanten, Messstellenbetreiber). Die hierarchische Gliederung der Fehlermeldungen – insbesondere durch die Segmente SG4 (Fehlerbeschreibung) und SG5 (Informationen zum fehlerhaften Vorgang) mit optionaler Ortsangabe (FTX+Z02) – ermöglicht eine präzise Lokalisierung und Klassifizierung von Fehlern. Diese Struktur ist entscheidend für die Verantwortungszuweisung und Eskalationslogik, da sie:
- Fehlerursache und -ort eindeutig identifiziert,
- Betroffene Marktrollen klar adressiert,
- Priorisierung und Bearbeitungsreihenfolge steuert.
2. Verantwortungszuweisung durch Segmenthierarchie
Die hierarchische Anordnung der Fehlermeldungen folgt einem top-down-Ansatz, der die Verantwortung schrittweise eingrenzt:
a) SG4 (Fehlerbeschreibung) – Grundlegende Fehlerklassifizierung
- Enthält den Fehlercode (ERC-Segment) und eine allgemeine Beschreibung des Problems (z. B. "Ungültiges Format", "Fehlende Pflichtangabe").
- Verantwortungsbereich:
- Der Sender der ursprünglichen Nachricht (z. B. Lieferant bei einer Lieferantenwechselmeldung) ist primär für die Korrektur zuständig, sofern der Fehler auf seine Daten zurückzuführen ist.
- Der Empfänger (z. B. Netzbetreiber) prüft die Plausibilität und weist den Fehler bei offensichtlichen Datenfehlern zurück.
- Ausnahme: Systematische Fehler (z. B. falsche Feldlängen in der MIG) fallen in die Verantwortung des Netzbetreibers als MIG-Verantwortlicher.
b) SG5 (Informationen zum fehlerhaften Vorgang) – Kontextualisierung
- Verweist auf den betroffenen Geschäftsvorfall (z. B. eine bestimmte Lieferantenwechselmeldung) via Referenznummer (RFF+TN).
- Verantwortungsbereich:
- Der Verursacher des Fehlers (z. B. der Lieferant, der eine falsche Zählpunktbezeichnung übermittelt hat) muss den Vorgang korrigieren.
- Der Netzbetreiber prüft, ob der Fehler wiederholt auftritt (z. B. bei mehreren Meldungen desselben Lieferanten) und leitet ggf. prozessuale Maßnahmen ein (z. B. temporäre Sperrung des Lieferanten).
c) Ortsangabe (FTX+Z02) – Präzise Fehlerlokalisierung
- Gibt an, in welchem Segment oder Datenfeld der Fehler aufgetreten ist (z. B. "NAD+MS" für Messstellenbetreiber-Adresse).
- Verantwortungsbereich:
- Segmentbezogene Fehler (z. B. falsches Format in "LOC+Z01") werden dem Verantwortlichen für dieses Segment zugewiesen:
- Netzbetreiber: Bei Fehlern in netzbetreiberrelevanten Segmenten (z. B. "NAD+NB").
- Lieferant: Bei Fehlern in lieferantenrelevanten Segmenten (z. B. "NAD+LF").
- Messstellenbetreiber: Bei Fehlern in messstellenbezogenen Segmenten (z. B. "CCI+2").
- Fehlende Segmente: Wird ein Pflichtsegment nicht übermittelt, liegt die Verantwortung beim Sender der Nachricht.
- Segmentbezogene Fehler (z. B. falsches Format in "LOC+Z01") werden dem Verantwortlichen für dieses Segment zugewiesen:
3. Eskalationslogik und Priorisierung
Die hierarchische Struktur steuert die Eskalationsstufen basierend auf:
Fehlertyp (SG4):
- Technische Fehler (z. B. Syntaxfehler) → Sofortige Rückweisung an den Sender.
- Inhaltliche Fehler (z. B. falsche Zählpunkt-ID) → Korrektur durch den Verursacher, ggf. mit Fristsetzung.
- Systematische Fehler (z. B. wiederholte Formatverstöße) → Eskalation an die BNetzA oder Marktgebietsverantwortlichen (MGV).
Ortsangabe (FTX+Z02):
- Kritische Segmente (z. B. "NAD+NB" für Netzbetreiber-Stammdaten) → Höhere Priorität, da sie die Grundversorgung betreffen.
- Optionale Segmente → Geringere Priorität, ggf. automatische Korrektur durch den Empfänger.
Wiederholungsfälle:
- Bei mehrfachen Fehlern desselben Typs durch einen Marktpartner erfolgt eine formelle Mahnung (z. B. via APERAK mit Eskalationscode).
- Bei Nichtbehebung wird der Fall an die Clearingstelle oder BNetzA übergeben.
4. Praktische Auswirkungen auf die Zusammenarbeit
| Fehlerkategorie | Verantwortlicher | Eskalationsschritt | Zeitliche Vorgabe |
|---|---|---|---|
| Syntaxfehler (z. B. falsches Format) | Sender der Nachricht | Sofortige Rückweisung | 1–2 Werktage |
| Inhaltlicher Fehler (z. B. falsche Zählpunkt-ID) | Verursacher (Lieferant/MSB) | Korrektur mit Fristsetzung (z. B. 5 Werktage) | 5–10 Werktage |
| Systematischer Fehler (z. B. wiederholte Formatverstöße) | Netzbetreiber + MGV | Eskalation an BNetzA | 10+ Werktage |
| Fehlendes Pflichtsegment | Sender der Nachricht | Rückweisung mit Hinweis auf MIG | 3 Werktage |
5. Fazit
Die hierarchische Struktur der Fehlermeldungen im APERAK-Prozess ermöglicht eine effiziente und rechtssichere Verantwortungszuweisung, indem sie:
- Fehlerursachen klar lokalisiert (SG4 + SG5 + FTX),
- Marktrollen eindeutig adressiert (Netzbetreiber, Lieferant, MSB),
- Eskalationspfade standardisiert (von der Korrektur bis zur regulatorischen Meldung).
Durch die Ortsangabe (FTX+Z02) wird die Fehlerbehebung beschleunigt, da der Verursacher direkt auf das betroffene Segment hingewiesen wird. Gleichzeitig verhindert die Struktur willkürliche Zuweisungen, da die Verantwortung stets an den konkreten Fehlerort geknüpft ist. Dies reduziert Reibungsverluste und trägt zur Stabilität der Marktkommunikation bei.