Willi Mako
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APERAK-Fehlermeldungen: Risiken durch fehlende Standardisierung

ID#140-28
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TAGS [EDIFACT][MARKTROLLE][MESSSTELLENBETREIBER][PROZESS][GPKE][GELI GAS][ZUORDNUNG]

Einfluss fehlender Standardisierung von APERAK-Fehlermeldungen auf die prozessuale Risikoverteilung in der Marktkommunikation

1. Auswirkungen auf die Risikoverteilung

Die fehlende Standardisierung von APERAK-Fehlermeldungen (Application Error and Acknowledgement) in der Marktkommunikation zwischen Netzbetreibern (NB), Lieferanten (LF) und Messstellenbetreibern (MSB) führt zu strukturellen Ineffizienzen in der prozessualen Risikoverteilung. Die zentralen Problemfelder sind:

1.1 Unklare Verantwortungszuweisung

APERAK-Meldungen dienen der Rückmeldung von Verarbeitungsfehlern in EDIFACT-Nachrichten (z. B. MSCONS, UTILMD). Fehlt eine einheitliche Syntax und Semantik der Fehlermeldungen, entstehen Interpretationsspielräume, die zu:

  • Verzögerungen in der Fehlerbehebung führen, da Empfänger die Meldung nicht eindeutig zuordnen können.
  • Haftungsunsicherheiten zwischen den Marktpartnern, insbesondere bei:
    • Technischen Fehlern (z. B. falsche Datenformate, fehlende Pflichtfelder),
    • Prozessualen Fehlern (z. B. nicht abgestimmte Fristen, unklare Eskalationswege).
  • Asymmetrischer Risikoverteilung, da Netzbetreiber als „Gatekeeper“ der Marktkommunikation oft eine stärkere Position einnehmen und Lieferanten/MSB die Last der Fehlerklärung tragen.

1.2 Erhöhte Eskalationskosten

Ohne standardisierte APERAK-Meldungen steigen die Transaktionskosten durch:

  • Manuelle Nachbearbeitung: Fehlermeldungen müssen individuell analysiert und per E-Mail/Telefon geklärt werden.
  • Wiederholte Datenübermittlungen: Unklare Fehlerursachen führen zu Mehrfachversendungen derselben Nachricht.
  • Rechtliche Auseinandersetzungen: Bei strittigen Fällen (z. B. Fristversäumnisse, falsche Abrechnungen) entstehen zusätzliche Kosten für Schlichtungsverfahren oder Gerichtsprozesse.

1.3 Prozessuale Risiken für Marktrollen

Marktrolle Risiko durch fehlende Standardisierung Folgen
Netzbetreiber Unklare Fehlermeldungen führen zu verzögerter Datenverarbeitung (z. B. bei Wechselprozessen). Höhere Bearbeitungskosten, Reputationsrisiko bei Lieferanten.
Lieferanten Fehlinterpretation von APERAKs führt zu falschen Korrekturen oder Nichtbearbeitung. Finanzielle Verluste durch falsche Abrechnungen, Vertragsstrafen.
Messstellenbetreiber Unklare Schnittstellen erschweren die Zuordnung von Fehlern (z. B. bei Zählerstandsübermittlung). Verzögerte Abrechnung, erhöhte Supportaufwände.

2. Hebel zur systematischen Reduzierung von Eskalationskosten

2.1 Technische Standardisierung

  • Einheitliche APERAK-Struktur:
    • Festlegung verbindlicher Fehlercodes (z. B. nach BDEW-Leitfaden oder EDIFACT-Standards) mit klaren Kategorien (z. B. „Syntaxfehler“, „Inhaltsfehler“, „Prozessfehler“).
    • Maschinenlesbare Fehlermeldungen mit strukturierten Datenfeldern (z. B. betroffenes Segment, Fehlerbeschreibung, Korrekturhinweis).
  • Automatisierte Validierung:
    • Einführung von Pre-Validation-Tools bei Sendern, die Nachrichten vor Versand auf Konformität prüfen (z. B. gegen die BDEW- oder GPKE-Spezifikationen).
    • Echtzeit-Feedback für Sender, um Fehler bereits vor der Übermittlung zu korrigieren.

2.2 Prozessuale Maßnahmen

  • Klare Eskalationspfade:
    • Definition verbindlicher Fristen für die Fehlerbehebung (z. B. „APERAK muss innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden“).
    • Rollenbasierte Verantwortlichkeiten (z. B. „Netzbetreiber prüft Syntax, Lieferant prüft Inhalte“).
  • Zentrale Fehlerdatenbank:
    • Einrichtung einer gemeinsamen Plattform (z. B. über den BDEW oder die Bundesnetzagentur), in der häufige APERAK-Fehler dokumentiert und Lösungswege hinterlegt sind.
    • Automatisierte Weiterleitung von Fehlermeldungen an die zuständige Stelle (z. B. per API).

2.3 Regulatorische und vertragliche Anpassungen

  • Verbindliche Vorgaben durch die BNetzA:
    • Aufnahme standardisierter APERAK-Meldungen in die GPKE (Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität) oder GeLi Gas.
    • Sanktionen bei Nichteinhaltung (z. B. Strafzahlungen für wiederholte unklare Fehlermeldungen).
  • Vertragliche Klarstellungen:
    • Service-Level-Agreements (SLAs) zwischen Marktpartnern, die maximale Bearbeitungszeiten und Eskalationsstufen festlegen.
    • Haftungsregelungen für Fälle, in denen unklare APERAKs zu finanziellen Schäden führen.

2.4 Schulung und Wissenstransfer

  • Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter in den Bereichen Marktkommunikation, IT und Abrechnung.
  • Dokumentation von Best Practices, z. B. durch den BDEW oder Branchenverbände, mit Beispielen für typische APERAK-Fehler und deren Behebung.

3. Fazit

Die fehlende Standardisierung von APERAK-Fehlermeldungen führt zu ineffizienten Prozessen, erhöhten Kosten und unklaren Haftungsverhältnissen zwischen Netzbetreibern, Lieferanten und Messstellenbetreibern. Durch technische Harmonisierung, prozessuale Klarheit und regulatorische Vorgaben lassen sich Eskalationskosten systematisch reduzieren. Entscheidend ist eine branchenweite Zusammenarbeit, um einheitliche Standards zu etablieren und die Marktkommunikation zu beschleunigen. Die Bundesnetzagentur und der BDEW sollten hier eine koordinierende Rolle einnehmen, um verbindliche Lösungen voranzutreiben.