Willi Mako
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Datenqualität: Klare Rollen lösen Übertragungsprobleme

ID#100-20
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TAGS [EDIFACT][PROZESS][GPKE][BILANZ][ZUORDNUNG][BILANZKREIS]

Einfluss unklarer Rollenverteilung auf die Verantwortungszuweisung bei Datenqualitätsproblemen in Übertragungsdateien

Eine unklare Rollenverteilung zwischen Absender und Empfänger in der Übertragung von Energiedaten (z. B. im Rahmen von Marktprozessen wie GPKE oder MaBiS) führt zu signifikanten Herausforderungen bei der Identifikation und Behebung von Datenqualitätsproblemen. Die fehlende präzise Abgrenzung von Zuständigkeiten kann folgende Konsequenzen haben:

  1. Verzögerte Fehlerbehebung Ohne klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten kommt es zu ineffizienten Eskalationsprozessen, da beide Parteien zunächst prüfen müssen, ob der Fehler in ihrem Zuständigkeitsbereich liegt. Dies verlängert die Bearbeitungszeit und erhöht das Risiko von Compliance-Verstößen (z. B. bei Meldefristen nach EnWG oder StromNZV).

  2. Rechtliche Unsicherheit bei Haftungsfragen Im Falle von Datenfehlern (z. B. falsche Zählerstände, fehlerhafte Bilanzkreiszuordnungen) ist unklar, wer für die Korrektur und etwaige finanzielle Folgen (z. B. Ausgleichsenergiekosten) aufkommen muss. Dies kann zu Streitigkeiten zwischen Marktteilnehmern führen, insbesondere wenn vertragliche Regelungen (z. B. in Lieferantenrahmenverträgen) keine eindeutigen Klauseln enthalten.

  3. Erhöhte Compliance-Risiken Regulatorische Vorgaben wie die GPKE (Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität) oder MaBiS (Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom) setzen voraus, dass Daten korrekt und fristgerecht übermittelt werden. Unklare Verantwortlichkeiten können dazu führen, dass Fehler nicht rechtzeitig erkannt oder behoben werden, was zu Sanktionen durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) führen kann.


Prozessuale und regulatorische Mechanismen zur Klärung der Verantwortungszuweisung

Um die Rollenverteilung zwischen Absender und Empfänger zu präzisieren, können folgende Ansätze genutzt werden:

1. Standardisierte Prozessdefinitionen in GPKE und MaBiS

Die GPKE und MaBiS enthalten bereits detaillierte Vorgaben zur Datenübermittlung, einschließlich:

  • Rollenmodelle (z. B. Lieferant, Netzbetreiber, Bilanzkreisverantwortlicher)
  • Fristen und Eskalationswege (z. B. bei fehlerhaften Zählerstandsmeldungen)
  • Datenformate und Validierungsregeln (z. B. EDIFACT-Nachrichten, XML-Schemata)

Durch eine strikte Einhaltung dieser Vorgaben kann die Verantwortung für Datenqualität klar zugeordnet werden:

  • Der Absender ist für die korrekte Erstellung und Übermittlung der Daten verantwortlich (z. B. Zählerstände, Stammdaten).
  • Der Empfänger prüft die Daten auf Plausibilität und leitet bei Fehlern eine Rückmeldung ein (z. B. über Rückweisungsnachrichten nach GPKE).

2. Automatisierte Validierungs- und Eskalationsprozesse

Technische Mechanismen wie:

  • EDIFACT-Prüfungen (z. B. Syntax- und Semantikvalidierung)
  • Automatisierte Fehlermeldungen (z. B. bei fehlenden Pflichtfeldern)
  • Dokumentierte Eskalationspfade (z. B. definierte Bearbeitungsfristen für Korrekturen)

können sicherstellen, dass Fehler frühzeitig erkannt und der verantwortlichen Partei zugeordnet werden.

3. Vertragliche Klarstellungen in Lieferantenrahmenverträgen

Zusätzlich zu regulatorischen Vorgaben sollten Lieferantenrahmenverträge (LRV) und Bilanzkreisverträge explizite Regelungen enthalten, z. B.:

  • Verantwortungsmatrix (Wer ist für welche Datenart zuständig?)
  • Haftungsklauseln (Wer trägt die Kosten bei Datenfehlern?)
  • SLA-Vereinbarungen (z. B. maximale Bearbeitungszeiten für Korrekturen)

4. Regulatorische Überwachung durch die BNetzA

Die Bundesnetzagentur kann durch:

  • Monitoring der Marktprozesse (z. B. Auswertung von Fehlermeldungen)
  • Veröffentlichung von Leitfäden (z. B. zur Interpretation von GPKE/MaBiS)
  • Sanktionen bei Nichteinhaltung (z. B. Bußgelder bei wiederholten Datenfehlern)

die Einhaltung der Rollenverteilung durchsetzen.


Fazit

Eine unklare Rollenverteilung zwischen Absender und Empfänger in Übertragungsdateien führt zu ineffizienten Prozessen, rechtlichen Risiken und Compliance-Problemen. Durch die konsequente Anwendung regulatorischer Vorgaben (GPKE, MaBiS), automatisierte Validierungsmechanismen, klare vertragliche Regelungen und regulatorische Kontrolle kann die Verantwortungszuweisung präzisiert und die Datenqualität nachhaltig verbessert werden. Marktteilnehmer sollten diese Hebel nutzen, um Reibungsverluste zu minimieren und die Integrität der Energiedaten sicherzustellen.