Willi Mako
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Hierarchische Absender & Empfänger: Verantwortung in Marktkommunikation

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TAGS [EDIFACT][LIEFERANTENWECHSEL][MESSSTELLENBETREIBER][PROZESS][GPKE][GELI GAS][BILANZ][ZUORDNUNG]

Einfluss hierarchischer Absender- und Empfängerangaben auf Verantwortungszuweisung und Eskalationslogik in der Marktkommunikation

1. Hierarchische Strukturierung und regulatorische Einordnung

Die hierarchische Kodierung von Absender- und Empfängerangaben in der Marktkommunikation (z. B. nach GS1-Standards oder EDIFACT-Segmenten wie NAD) dient der eindeutigen Identifikation von Marktteilnehmern und der Zuordnung von Rollen innerhalb der energiewirtschaftlichen Prozesse. Im vorliegenden Beispiel wird der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) als Institution mit dem GS1-Code (3055=9) und der Länderkennung „DE“ sowie der BDEW-spezifischen Kennung (293) referenziert.

Diese Struktur ist nicht nur technisch, sondern auch regulatorisch verankert, insbesondere durch:

  • GPKE (Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität) – hier werden Rollen wie Lieferant, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und Marktgebietsverantwortlicher definiert.
  • MaBiS (Marktregeln für die Bilanzkreisabrechnung Strom) – für die korrekte Zuordnung von Bilanzkreisen und Verantwortlichkeiten.
  • GeLi Gas (Geschäftsprozesse Lieferantenwechsel Gas) – analog für den Gasmarkt.

Die hierarchische Kodierung (z. B. NAD+MP für den Absender, NAD+MR für den Empfänger) ermöglicht eine automatisierte Rollenzuweisung in den Prozessen. Dies ist entscheidend, da:

  • Fehlerhafte Zuordnungen (z. B. falsche GS1-Codes oder fehlende Länderkennung) zu Prozessabbrüchen führen können.
  • Regulatorische Vorgaben (z. B. § 14 EnWG, StromNZV) verlangen eine klare Verantwortungsabgrenzung, die durch die Kodierung unterstützt wird.

2. Verantwortungszuweisung in fehlerhaften Prozessen

Die Eskalationslogik bei fehlerhaften Marktkommunikationsprozessen hängt maßgeblich von der hierarchischen Struktur der Absender- und Empfängerangaben ab. Folgende Aspekte sind relevant:

a) Primäre Verantwortung des Absenders (NAD+MP)
  • Der Absender (z. B. ein Lieferant oder Netzbetreiber) trägt die operative Hoheit für die korrekte Übermittlung von Nachrichten.
  • Fehlerquellen können sein:
    • Falsche GS1-Codierung (z. B. falscher Code für den BDEW als Marktgebietsverantwortlichen).
    • Fehlende oder inkorrekte Länderkennung (z. B. „DE“ statt „AT“).
    • Unvollständige Segmentierung (z. B. fehlende NAD+MR für den Empfänger).
  • Folgen:
    • Automatisierte Ablehnung der Nachricht durch das Zielsystem (z. B. aufgrund von Validierungsfehlern).
    • Eskalation an den Absender mit der Aufforderung zur Korrektur (z. B. über EDI-Monitoring-Systeme wie MaKo oder BDEW-Referenzprozesse).
b) Sekundäre Verantwortung des Empfängers (NAD+MR)
  • Der Empfänger (z. B. ein Netzbetreiber oder der BDEW als Marktgebietsverantwortlicher) muss:
    • Technische Plausibilitätsprüfungen durchführen (z. B. ob der GS1-Code zum erwarteten Marktteilnehmer passt).
    • Regulatorische Compliance sicherstellen (z. B. ob die Nachricht den GPKE-Vorgaben entspricht).
  • Fehlerhafte Empfängerangaben können zu:
    • Falscher Weiterleitung (z. B. an einen nicht zuständigen Marktpartner).
    • Verzögerungen in der Bearbeitung (z. B. wenn der BDEW als GS1-kodierte Institution nicht korrekt adressiert wird).
c) Rolle des BDEW als GS1-kodierte Institution
  • Der BDEW fungiert in vielen Prozessen als Marktgebietsverantwortlicher (MGV) oder Clearingstelle.
  • Fehlerhafte Adressierung (z. B. falsche GS1-Nummer) kann dazu führen, dass:
    • Nachrichten nicht zugeordnet werden können (z. B. bei Bilanzkreisabrechnungen).
    • Eskalationswege blockiert sind, da die regulatorisch vorgesehene Instanz nicht erreicht wird.
  • Lösungsansätze:
    • Automatisierte Validierung (z. B. durch BDEW-Referenzdatenbanken).
    • Manuelle Nachbearbeitung bei unklaren Zuordnungen (z. B. über MaKo-Support).

3. Eskalationslogik im Spannungsfeld zwischen Regulierung und operativer Hoheit

Die Eskalationsmechanismen bei fehlerhaften Marktkommunikationsprozessen sind zweistufig aufgebaut:

a) Operative Ebene (Marktteilnehmer)
  • Erste Eskalationsstufe:
    • Automatisierte Fehlermeldungen (z. B. via EDI-Statuscodes wie „99“ für ungültige Daten).
    • Manuelle Korrektur durch den Absender (z. B. Neusendung mit korrigierter GS1-Kodierung).
  • Zweite Eskalationsstufe:
    • Einbindung des Empfängers (z. B. Netzbetreiber fordert Klärung an).
    • Nutzung von Clearingstellen (z. B. BDEW-Marktkommunikation oder MaKo-Support).
b) Regulatorische Ebene (BNetzA, Gesetzgeber)
  • Dritte Eskalationsstufe:
    • Meldung an die Bundesnetzagentur (BNetzA) bei systematischen Fehlern (z. B. wenn GPKE-Vorgaben nicht eingehalten werden).
    • Bußgeldverfahren bei wiederholten Verstößen (§ 95 EnWG).
  • Vierte Eskalationsstufe:
    • Anpassung der regulatorischen Vorgaben (z. B. wenn sich zeigt, dass die GS1-Kodierung nicht mehr praxistauglich ist).
c) Konflikt zwischen operativer Hoheit und Regulierung
  • Problem:
    • Die GPKE gibt klare Vorgaben, aber die operative Umsetzung obliegt den Marktteilnehmern.
    • Fehlerhafte Kodierungen können zu Haftungsfragen führen (z. B. wer trägt die Kosten bei verzögerten Lieferantenwechseln?).
  • Lösungsansätze:
    • Standardisierte Fehlercodes (z. B. nach BDEW-Referenzprozessen).
    • Automatisierte Plausibilitätsprüfungen (z. B. durch MaKo-Systeme).
    • Regelmäßige Schulungen der Marktteilnehmer zur korrekten Kodierung.

4. Fazit und Handlungsempfehlungen

Die hierarchische Struktur der Absender- und Empfängerangaben (insbesondere die GS1-Kodierung des BDEW) ist entscheidend für die Verantwortungszuweisung und Eskalationslogik in der Marktkommunikation. Um Prozessstörungen zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Technische Validierung:

    • Automatisierte Prüfung der GS1-Codes und Länderkennungen vor dem Versand.
    • Nutzung von Referenzdatenbanken (z. B. BDEW-Mitgliederverzeichnis).
  2. Klare Rollendefinition:

    • Eindeutige Zuordnung von Absender- und Empfängerrollen (z. B. NAD+MP vs. NAD+MR).
    • Dokumentation der Verantwortlichkeiten in den GPKE-Prozessbeschreibungen.
  3. Eskalationswege standardisieren:

    • Festlegung von Fehlercodes (z. B. „GS1-Code ungültig“).
    • Klare Kommunikationswege (z. B. MaKo-Support für manuelle Klärungen).
  4. Regulatorische Anpassungen:

    • Regelmäßige Überprüfung der GS1-Standards auf Praxistauglichkeit.
    • Schulungen für Marktteilnehmer zur korrekten Kodierung.

Durch diese Maßnahmen kann die Effizienz der Marktkommunikation gesteigert und Haftungsrisiken minimiert werden. Die hierarchische Kodierung bleibt dabei ein zentrales Element, um Verantwortlichkeiten klar zuzuweisen und Eskalationen strukturiert abzuwickeln.