Willi Mako
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KI-gestützte APERAK-Automatisierung: Risiken & Prozesse neu denken

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Automatisierung von APERAK-Rückmeldungen: Risikoverteilung und prozessuale Anpassungen

1. Veränderung der Risikoverteilung durch Automatisierung

Die zunehmende Automatisierung von APERAK-Rückmeldungen (Application Error and Acknowledgement), insbesondere durch KI-basierte Plausibilitätsprüfungen, verschiebt die Haftungs- und Verantwortungsstrukturen zwischen Netzbetreibern (NB), Lieferanten (LF) und Messstellenbetreibern (MSB). Bisher erfolgte die Fehlererkennung und -kommunikation oft manuell oder teilautomatisiert, was eine klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten ermöglichte. Mit vollautomatisierten Systemen ergeben sich jedoch neue Risikodimensionen:

1.1. Netzbetreiber (NB)

  • Erhöhte Verantwortung für Systemfehler: Da der NB die APERAK-Rückmeldungen technisch steuert, trägt er das Risiko für fehlerhafte KI-Entscheidungen (z. B. falsche Plausibilitätsprüfungen, die zu unberechtigten Ablehnungen führen).
  • Reduzierte manuelle Kontrollmöglichkeiten: Automatisierte Prozesse verringern die menschliche Überprüfung, was die Nachweispflicht im Streitfall erschwert.
  • Abhängigkeit von Datenqualität: Fehlerhafte Stammdaten (z. B. Zählpunktbezeichnungen) können zu falschen Rückmeldungen führen, deren Ursache nicht eindeutig dem NB, LF oder MSB zuzuordnen ist.

1.2. Lieferanten (LF)

  • Erhöhte Sorgfaltspflicht bei Datenübermittlung: Da KI-Systeme strengere Plausibilitätsprüfungen durchführen, müssen LF sicherstellen, dass ihre Meldungen (z. B. Wechselprozesse, Abrechnungsdaten) fehlerfrei sind.
  • Risiko von Systemabweisungen: Automatisierte Ablehnungen können zu Verzögerungen führen, für die der LF haftet, selbst wenn die Ursache beim NB oder MSB liegt.
  • Beweislastumkehr: Bei vollautomatisierten Prozessen muss der LF nachweisen, dass seine Daten korrekt waren, falls das System sie fälschlich ablehnt.

1.3. Messstellenbetreiber (MSB)

  • Verantwortung für Messdatenintegrität: Da APERAK-Rückmeldungen auch auf Messwerten basieren, trägt der MSB das Risiko für fehlerhafte oder unvollständige Daten (z. B. durch defekte Zähler).
  • Schnittstellenprobleme: Automatisierte Systeme reagieren empfindlicher auf Formatfehler, was zu Rückweisungen führen kann, deren Ursache nicht eindeutig dem MSB zuzuordnen ist.

2. Prozessuale Anpassungen zur Vermeidung von Haftungslücken

Um Haftungsrisiken bei vollautomatisierten APERAK-Prozessen zu minimieren, sind folgende Maßnahmen erforderlich:

2.1. Klare Regelungen zur Fehlerverantwortung

  • Dokumentationspflichten: Alle automatisierten Entscheidungen müssen protokolliert werden (z. B. KI-Entscheidungsgrundlagen, Zeitstempel, betroffene Datensätze).
  • Eskalationsmechanismen: Bei strittigen Rückmeldungen muss ein manueller Prüfprozess mit definierten Fristen (z. B. 48 Stunden) greifen.
  • Vertragliche Haftungsregelungen: In den Lieferantenrahmenverträgen und Messstellenverträgen müssen automatisierte Prozesse explizit berücksichtigt werden (z. B. Haftungsausschlüsse bei Systemfehlern des NB).

2.2. Technische Sicherheitsvorkehrungen

  • Redundante Plausibilitätsprüfungen: KI-Systeme sollten durch regelbasierte Kontrollen ergänzt werden, um Fehlentscheidungen zu reduzieren.
  • Datenvalidierung vor Verarbeitung: Stammdaten (z. B. Zählpunktnummern) müssen vor der automatisierten Verarbeitung auf Konsistenz geprüft werden.
  • Auditierbare KI-Modelle: Die Algorithmen müssen transparent und nachvollziehbar sein, um im Streitfall Beweise liefern zu können.

2.3. Prozessuale Anpassungen

  • Standardisierte Fehlercodes: APERAK-Rückmeldungen sollten detaillierte, maschinenlesbare Fehlerbeschreibungen enthalten, um die Ursachenanalyse zu erleichtern.
  • Automatisierte Benachrichtigungen: Bei Ablehnungen müssen alle Beteiligten (NB, LF, MSB) zeitnah informiert werden, um Korrekturen zu ermöglichen.
  • Regelmäßige Systemtests: Die KI-Modelle müssen in definierten Abständen (z. B. quartalsweise) auf Fehleranfälligkeit überprüft werden.

3. Fazit

Die Automatisierung von APERAK-Rückmeldungen führt zu einer Verschiebung der Risikoverteilung, wobei Netzbetreiber stärker in die Verantwortung genommen werden, während Lieferanten und Messstellenbetreiber höhere Sorgfaltspflichten erfüllen müssen. Um Haftungslücken zu vermeiden, sind klare vertragliche Regelungen, technische Sicherheitsvorkehrungen und transparente Prozesse erforderlich. Eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Marktteilnehmern ist entscheidend, um die Vorteile der Automatisierung (z. B. schnellere Fehlerbehebung) zu nutzen, ohne neue Risiken zu schaffen.

Empfehlung:

  • Anpassung der Marktregeln (z. B. GPKE, MaBiS) zur Berücksichtigung automatisierter Prozesse.
  • Einführung eines zentralen Fehlerregisters, um wiederkehrende Probleme zu identifizieren.
  • Schulungen für Marktteilnehmer zur korrekten Nutzung automatisierter APERAK-Prozesse.