Veränderung der Rollenverteilung und Verantwortlichkeiten durch die API-basierte MaLo-ID-Ermittlung im 24-Stunden-Lieferantenwechselprozess
1. Hintergrund und Zielsetzung Die Einführung der API-basierten Ermittlung der Marktlokations-Identifikationsnummer (MaLo-ID) gemäß dem BNetzA-Beschluss BK6-22-024 (LFW24) zielt auf eine beschleunigte und medienbruchfreie Abwicklung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden ab. Die bisherige manuelle oder teilautomatisierte Zuordnung der MaLo-ID über GPKE- und WiM-Prozesse wird durch eine standardisierte, maschinenlesbare Schnittstelle ersetzt. Dies erfordert eine Neudefinition der Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozessschritte zwischen Netzbetreibern, Lieferanten und weiteren Marktteilnehmern.
2. Auswirkungen auf die Rollenverteilung
2.1 Netzbetreiber (Verteilnetzbetreiber, VNB)
Erweiterte Datenbereitstellungspflicht: Der Netzbetreiber bleibt primärer Datenhalter der MaLo-ID und muss diese über die API in Echtzeit bereitstellen. Die Schnittstelle muss hochverfügbar (24/7) und synchronisiert mit den Stammdaten der Marktlokation sein.
- Verantwortung:
- Sicherstellung der Datenkonsistenz zwischen API-Abfrage und internen Systemen (z. B. GIS, Zählerverwaltung).
- Bereitstellung einer technischen Dokumentation der API (z. B. Swagger/OpenAPI-Spezifikation) für Marktteilnehmer.
- Monitoring der API-Nutzung und Fehlerbehandlung (z. B. bei falschen Abfragen oder Systemausfällen).
- Verantwortung:
Prozessuale Anpassungen:
- Integration der API in bestehende GPKE-Prozesse (z. B. Stammdatenmanagement) zur Vermeidung von Redundanzen.
- Automatisierte Validierung von API-Anfragen (z. B. Prüfung der Berechtigung des anfragenden Marktteilnehmers).
2.2 Lieferanten (Strom- und Gasanbieter)
Aktive Nutzung der API: Lieferanten müssen die MaLo-ID vor dem Wechselprozess über die API abrufen, um die korrekte Zuordnung der Marktlokation sicherzustellen. Dies ersetzt manuelle Anfragen per E-Mail oder Telefon.
- Verantwortung:
- Implementierung der API-Anbindung in interne Systeme (z. B. CRM, Abrechnung).
- Sicherstellung der Datenqualität bei der Weiterverarbeitung (z. B. Plausibilitätsprüfung der MaLo-ID).
- Einhaltung der Fristen im LFW24-Prozess (z. B. Abruf der MaLo-ID spätestens 24 Stunden vor Wechsel).
- Verantwortung:
Prozessuale Anpassungen:
- Automatisierte Abfrage der MaLo-ID vor Einleitung des Wechselprozesses (z. B. bei Vertragsabschluss).
- Integration in bestehende WiM-Prozesse (z. B. automatische Übernahme der MaLo-ID in Wechselmeldungen).
2.3 Marktteilnehmer (z. B. Messstellenbetreiber, Bilanzkreisverantwortliche)
Indirekte Nutzung der API: Marktteilnehmer, die nicht direkt am Lieferantenwechsel beteiligt sind (z. B. Messstellenbetreiber), müssen sicherstellen, dass ihre Systeme die über die API bereitgestellte MaLo-ID korrekt verarbeiten.
- Verantwortung:
- Anpassung interner Prozesse zur automatisierten Übernahme der MaLo-ID (z. B. in Zählerstandsabrechnung).
- Koordination mit Netzbetreibern bei Dateninkonsistenzen (z. B. bei Mehrfachzuordnungen).
- Verantwortung:
Prozessuale Anpassungen:
- Synchronisation mit GPKE-Stammdaten (z. B. bei Adressänderungen).
- Implementierung von Fehlerroutinen für den Fall, dass die API keine oder eine falsche MaLo-ID zurückgibt.
3. Prozessuale Anpassungen zur Synchronisation mit GPKE und WiM
3.1 Schnittstellenintegration
GPKE-Anbindung: Die API muss nahtlos in die GPKE-Prozesse (z. B. Stammdatenmanagement, Wechselmeldungen) eingebunden werden. Hierzu sind folgende Schritte erforderlich:
- Automatisierte Datenvalidierung: Die über die API abgerufene MaLo-ID muss mit den GPKE-Stammdaten abgeglichen werden (z. B. Adressdaten, Zählernummer).
- Fehlerbehandlung: Bei Abweichungen (z. B. unbekannte MaLo-ID) muss ein automatisiertes Eskalationsverfahren greifen (z. B. Benachrichtigung des Netzbetreibers).
WiM-Anbindung: Die MaLo-ID muss in WiM-Meldungen (z. B. Wechselmeldungen, Bestätigungen) übernommen werden. Hierzu sind folgende Anpassungen nötig:
- Standardisierte Datenformate: Die API muss die MaLo-ID in einem Format bereitstellen, das direkt in WiM-Nachrichten (z. B. UTILMD) übernommen werden kann.
- Zeitliche Synchronisation: Die Abfrage der MaLo-ID muss vor der Einleitung des Wechselprozesses erfolgen, um Verzögerungen zu vermeiden.
3.2 Fristen und Ablaufsteuerung
24-Stunden-Wechselprozess: Die API muss sicherstellen, dass die MaLo-ID innerhalb weniger Sekunden bereitgestellt wird, um den engen Zeitrahmen des LFW24 einzuhalten.
- Prozessschritte:
- Lieferant fragt MaLo-ID über API ab (z. B. bei Vertragsabschluss).
- Netzbetreiber validiert Anfrage und liefert MaLo-ID zurück.
- Lieferant leitet Wechselprozess ein (WiM-Meldung mit MaLo-ID).
- Netzbetreiber bestätigt Wechsel innerhalb von 24 Stunden.
- Prozessschritte:
Ausfallmanagement: Bei API-Störungen müssen manuelle Fallback-Prozesse definiert werden (z. B. manuelle MaLo-ID-Abfrage per E-Mail), um den Wechselprozess nicht zu blockieren.
3.3 Datenqualität und Compliance
Plausibilitätsprüfungen: Sowohl Netzbetreiber als auch Lieferanten müssen sicherstellen, dass die über die API abgerufene MaLo-ID konsistent mit anderen Stammdaten (z. B. Adresse, Zählernummer) ist.
- Maßnahmen:
- Automatisierte Prüfung auf Mehrfachzuordnungen (z. B. eine MaLo-ID für mehrere Zähler).
- Dokumentation von Datenkorrekturen (z. B. bei Adressänderungen).
- Maßnahmen:
Auditierbarkeit: Alle API-Abfragen und -Antworten müssen protokolliert werden, um im Streitfall nachweisen zu können, dass die MaLo-ID korrekt ermittelt wurde.
4. Fazit und Handlungsempfehlungen
Die API-basierte MaLo-ID-Ermittlung führt zu einer Verschiebung von manuellen zu automatisierten Prozessen, was die Effizienz des Lieferantenwechsels erhöht. Gleichzeitig entstehen neue Verantwortlichkeiten für Netzbetreiber (Datenbereitstellung), Lieferanten (API-Nutzung) und Marktteilnehmer (Datenverarbeitung).
Empfohlene Maßnahmen:
- Netzbetreiber:
- Implementierung einer hochverfügbaren API mit Monitoring.
- Schulung der Mitarbeiter zur Fehlerbehandlung.
- Lieferanten:
- Anbindung der API an interne Systeme (CRM, Abrechnung).
- Testphase zur Sicherstellung der Datenkonsistenz.
- Marktteilnehmer:
- Anpassung interner Prozesse zur automatisierten MaLo-ID-Übernahme.
- Definition von Fallback-Prozessen bei API-Ausfällen.
Durch diese Anpassungen kann die Synchronisation mit GPKE und WiM sichergestellt und der 24-Stunden-Lieferantenwechsel reibungslos umgesetzt werden.