Willi Mako
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MaLo-ID vs. TR-ID: Prozessstabilität in der Abrechnung sichern

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Einfluss der Wahl des Zuordnungsmerkmals auf Prozessstabilität und Fehleranfälligkeit in der Abrechnungskette

Die Wahl des Zuordnungsmerkmals – Marktlokations-ID (MaLo-ID), Technische Ressourcen-ID (TR-ID) oder Zählpunktbezeichnung – hat erhebliche Auswirkungen auf die Prozessstabilität, Datenintegrität und Fehleranfälligkeit in der energiewirtschaftlichen Abrechnungskette. Dies betrifft insbesondere die Schnittstellen zwischen regulatorischen Vorgaben (z. B. MaBiS – Marktregeln für die Bilanzkreisabrechnung Strom) und der operativen Datenqualität in den IT-Systemen der Marktteilnehmer. Die folgenden Aspekte sind dabei zentral:


1. Regulatorische Anforderungen und Eindeutigkeit der Zuordnung

Die MaBiS und andere energiewirtschaftliche Regelwerke (z. B. GPKE, WiM) definieren klare Vorgaben zur Identifikation von Markt- und Messlokationen. Die Wahl des Zuordnungsmerkmals muss diese Anforderungen erfüllen, um Compliance-Risiken zu vermeiden:

  • Marktlokations-ID (MaLo-ID): Die MaLo-ID ist das primäre Identifikationsmerkmal für Marktlokationen und Tranchen gemäß § 13 Abs. 1 MsbG. Sie ist eindeutig, unveränderlich und wird von der BNetzA vergeben. Ihre Verwendung minimiert Fehlzuordnungen, da sie direkt mit der physikalischen Netzanschlussstelle verknüpft ist.

    • Vorteile:
      • Hohe regulatorische Akzeptanz (MaBiS-konform).
      • Geringe Fehleranfälligkeit bei der Abrechnung, da keine manuellen Zuordnungen erforderlich sind.
      • Klare Trennung zwischen Markt- und Messlokation (z. B. bei Mehrfamilienhäusern mit Unterzählern).
    • Nachteile:
      • Bei Tranchenbildung (z. B. in Gewerbegebieten) kann die MaLo-ID allein nicht alle Abrechnungsfälle abdecken, da hier zusätzliche TR-IDs oder Zählpunktbezeichnungen benötigt werden.
  • Technische Ressourcen-ID (TR-ID): Die TR-ID identifiziert technische Anlagen (z. B. Erzeugungsanlagen, Speicher) und ist relevant, wenn eine Marktlokation mehrere technische Ressourcen umfasst (z. B. PV-Anlage + Batteriespeicher).

    • Vorteile:
      • Ermöglicht eine feingranulare Abrechnung bei komplexen Anlagenkonfigurationen.
      • Wird in MaBiS für die Bilanzkreiszuordnung genutzt, wenn eine MaLo-ID nicht ausreicht.
    • Nachteile:
      • Höhere Komplexität, da TR-IDs oft manuell gepflegt werden müssen.
      • Fehleranfälligkeit bei falscher Zuordnung (z. B. wenn eine TR-ID einer falschen MaLo-ID zugeordnet wird).
      • Regulatorisch weniger standardisiert als die MaLo-ID, was zu Interpretationsspielräumen führen kann.
  • Zählpunktbezeichnung: Die Zählpunktbezeichnung (z. B. nach OBIS-Kennzahlen oder EDIFACT-Normen) identifiziert Messlokationen und ist insbesondere für die Abrechnung von Messwerten relevant.

    • Vorteile:
      • Direkte Verknüpfung mit Messdaten (z. B. in MaBiS-Meldungen).
      • Wichtig für Smart-Meter-Gateway-Infrastrukturen (SMGW), wo Zählpunkte digital abgebildet werden.
    • Nachteile:
      • Keine direkte regulatorische Entsprechung in der MaLo-Systematik – eine Zählpunktbezeichnung allein reicht nicht für die Marktkommunikation aus.
      • Hohe Fehleranfälligkeit, wenn Zählpunkte falsch zugeordnet werden (z. B. bei Umzügen oder Zählerwechseln).
      • Doppelte Pflege erforderlich, da Zählpunkte sowohl in der Messstellenbetriebs- als auch in der Marktkommunikation abgebildet werden müssen.

2. Prozessstabilität und Fehleranfälligkeit in der Abrechnungskette

Die Wahl des Zuordnungsmerkmals beeinflusst direkt die Stabilität der Abrechnungsprozesse und die Häufigkeit von Fehlern in folgenden Bereichen:

a) Datenqualität und Konsistenz

  • MaLo-ID:
    • Hohe Datenqualität, da sie zentral vergeben und in allen Systemen (Netzbetreiber, Lieferant, Bilanzkreisverantwortlicher) einheitlich genutzt wird.
    • Geringe Fehlerquote, da keine manuellen Eingriffe erforderlich sind.
  • TR-ID:
    • Risiko von Inkonsistenzen, wenn TR-IDs nicht korrekt mit MaLo-IDs verknüpft werden (z. B. bei Anlagenänderungen).
    • Manuelle Pflege erhöht die Fehleranfälligkeit (z. B. Tippfehler, veraltete Einträge).
  • Zählpunktbezeichnung:
    • Hohe Fehleranfälligkeit bei Zählerwechseln oder Umzügen, da Zählpunkte oft nicht automatisch aktualisiert werden.
    • Doppelte Datenhaltung (z. B. in MDM-Systemen und Marktkommunikation) kann zu Synchronisationsfehlern führen.

b) Automatisierungsgrad und manuelle Nacharbeit

  • MaLo-ID:
    • Hoher Automatisierungsgrad, da sie in EDIFACT-Nachrichten (UTILMD, MSCONS) standardisiert ist.
    • Weniger manuelle Korrekturen erforderlich, da die ID unveränderlich ist.
  • TR-ID:
    • Teilautomatisiert, da TR-IDs oft in Anlagenregistern gepflegt werden müssen.
    • Manuelle Nacharbeit bei falschen Zuordnungen (z. B. wenn eine TR-ID einer falschen MaLo-ID zugeordnet wird).
  • Zählpunktbezeichnung:
    • Geringe Automatisierung, da Zählpunkte oft lokal verwaltet werden (z. B. durch Messstellenbetreiber).
    • Hoher manueller Aufwand bei Zählerwechseln oder Umzügen, da Zählpunkte in allen Systemen aktualisiert werden müssen.

c) Regulatorische Konformität und Prüfbarkeit

  • MaLo-ID:
    • Vollständig MaBiS-konform, da sie die primäre Identifikationsgröße für Marktlokationen ist.
    • Einfache Prüfbarkeit durch die BNetzA oder den Bilanzkreisverantwortlichen.
  • TR-ID:
    • Eingeschränkte MaBiS-Konformität, da sie nur in spezifischen Fällen (z. B. bei technischen Ressourcen) genutzt wird.
    • Schwierigere Prüfbarkeit, da TR-IDs nicht zentral verwaltet werden.
  • Zählpunktbezeichnung:
    • Keine direkte MaBiS-Entsprechung, da MaBiS auf MaLo-IDs basiert.
    • Risiko von Abweichungen, wenn Zählpunkte nicht korrekt mit MaLo-IDs verknüpft sind.

3. Empfehlungen für eine stabile Abrechnungskette

Um Prozessstabilität zu erhöhen und Fehler zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Primäre Nutzung der MaLo-ID

    • Die MaLo-ID sollte als Hauptidentifikator in der Marktkommunikation dienen, da sie regulatorisch abgesichert und eindeutig ist.
    • TR-IDs und Zählpunktbezeichnungen sollten nur ergänzend genutzt werden, wenn die MaLo-ID nicht ausreicht (z. B. bei komplexen Anlagen oder Unterzählern).
  2. Automatisierte Datenpflege und Plausibilitätsprüfungen

    • Schnittstellen zwischen MDM-Systemen (Messdatenmanagement) und Marktkommunikation sollten automatisiert werden, um manuelle Fehler zu vermeiden.
    • Plausibilitätschecks (z. B. ob eine TR-ID einer gültigen MaLo-ID zugeordnet ist) sollten in die IT-Systeme integriert werden.
  3. Regelmäßige Datenabgleiche

    • Netzbetreiber, Lieferanten und Bilanzkreisverantwortliche sollten regelmäßige Datenabgleiche durchführen, um Inkonsistenzen frühzeitig zu erkennen.
    • Zählpunktbezeichnungen sollten automatisch mit MaLo-IDs synchronisiert werden, um Abweichungen zu vermeiden.
  4. Schulungen und klare Prozesse

    • Mitarbeiter sollten geschult werden, um die Unterschiede zwischen MaLo-ID, TR-ID und Zählpunktbezeichnung zu verstehen.
    • Klare Prozesse für Zählerwechsel, Umzüge und Anlagenänderungen sollten definiert werden, um Fehler bei der Zuordnung zu vermeiden.

Fazit

Die Wahl des Zuordnungsmerkmals hat direkte Auswirkungen auf die Stabilität der Abrechnungsprozesse und die Fehleranfälligkeit in der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Während die MaLo-ID die höchste regulatorische Sicherheit und Prozessstabilität bietet, sind TR-IDs und Zählpunktbezeichnungen in bestimmten Fällen notwendig, bergen jedoch höhere Risiken für Dateninkonsistenzen und manuelle Fehler. Eine kombinierte Nutzung mit klaren Regeln und automatisierten Prüfmechanismen ist daher essenziell, um Compliance mit MaBiS und anderen regulatorischen Vorgaben sicherzustellen und gleichzeitig operative Effizienz zu gewährleisten.