Einfluss der zeitlichen Abfolge der DTM-Segmente (Z25/Z26) in der UTILMD auf die logische Konsistenz und prozessuale Risiken bei Nichtkonformität
1. Bedeutung der DTM-Segmente Z25 und Z26 in der UTILMD
Die UTILMD-Nachricht (Utility Master Data Message) dient im deutschen Energiemarkt der Übermittlung von Stammdaten zwischen Marktpartnern (z. B. Netzbetreibern, Lieferanten, Messstellenbetreibern). Die DTM-Segmente (Date/Time/Period) definieren zeitliche Gültigkeiten von Daten, wobei:
- DTM+Z25 das Ende der Gültigkeit eines Datensatzes angibt (z. B. eines Vertrags, einer Marktrolle oder eines Messlokationsstatus).
- DTM+Z26 den Beginn der Gültigkeit eines neuen oder geänderten Datensatzes markiert.
Die korrekte zeitliche Abfolge dieser Segmente ist essenziell, um logische Konsistenz im Geschäftsvorfall sicherzustellen. Eine falsche Reihenfolge oder Formatabweichungen können zu Prozessstörungen, Dateninkonsistenzen oder sogar rechtlichen Konsequenzen führen.
2. Logische Konsistenz und zeitliche Abfolge
Die UTILMD-Nachricht folgt einem chronologischen Prinzip:
DTM+Z26 (Gültigkeitsbeginn) muss vor DTM+Z25 (Gültigkeitsende) liegen, sofern beide Segmente denselben Geschäftsvorfall betreffen.
- Beispiel: Ein Lieferantenwechsel wird mit
DTM+Z26:20190401(neuer Lieferant ab 01.04.2019) undDTM+Z25:20190601(alter Lieferant endet am 01.06.2019) übermittelt. - Problem im Beispiel: Die Segmente sind vertauscht (
Z25vorZ26), was zu einer logischen Inkonsistenz führt:- Der neue Lieferant beginnt nach dem Ende des alten Lieferanten → Lücke in der Versorgung (kein aktiver Lieferant im Zeitraum 01.04.–01.06.2019).
- Oder: Der alte Lieferant endet vor dem Beginn des neuen → Doppellieferung (zwei aktive Lieferanten im Zeitraum 01.04.–01.06.2019).
- Beispiel: Ein Lieferantenwechsel wird mit
Formatkonformität (Z35-AHB)
- Die Formatvorgaben (z. B.
CCYYMMDDHHMMfür Zeitstempel) müssen eingehalten werden. - Im Beispiel ist das Format von
Z25/Z26zwar korrekt (201906012200), jedoch wird im Kontext ein Formatfehler in einem anderen Datenelement (Z35) erwähnt. - Risiko: Selbst wenn die DTM-Segmente formal korrekt sind, können andere Formatverstöße (z. B. in
AHB-Feldern) die gesamte Nachricht ungültig machen, da die EDIFACT-Syntaxprüfung fehlschlägt.
- Die Formatvorgaben (z. B.
3. Prozessuale Risiken bei Nichtkonformität
a) Operative Risiken
Dateninkonsistenzen in Marktprozessen
- Falsche Zeitangaben führen zu Widersprüchen in den Stammdaten (z. B. Lieferanten, Netznutzungsverträge).
- Beispiel: Ein Netzbetreiber verarbeitet die UTILMD mit vertauschten DTM-Segmenten und nimmt an, dass ein Lieferantenwechsel erst später erfolgt → falsche Abrechnung oder fehlende Netznutzungsentgelte.
Automatisierte Prozessabbrüche
- Viele Marktpartner nutzen EDI-Gateways mit strikten Validierungsregeln.
- Eine falsche Segmentreihenfolge oder Formatfehler führen zu:
- Ablehnung der Nachricht (NACK – Negative Acknowledgement).
- Manuellen Nachbearbeitungen, die Zeit und Ressourcen binden.
- Verzögerungen in kritischen Prozessen (z. B. Lieferantenwechsel, Zählerstandsübermittlung).
Messdaten- und Bilanzierungsfehler
- Zeitliche Inkonsistenzen können falsche Zuordnungen von Verbrauchsdaten verursachen.
- Beispiel: Ein Zählerstand wird einem falschen Lieferanten zugeordnet, weil die Gültigkeitsdaten nicht stimmen → Bilanzkreisabweichungen und Strafzahlungen.
b) Rechtliche und regulatorische Risiken
Verstoß gegen Marktregeln (GPKE, GeLi Gas, MaBiS)
- Die Bundesnetzagentur (BNetzA) und die Marktregeln (z. B. GPKE für Strom, GeLi Gas für Gas) schreiben korrekte Datenübermittlung vor.
- Konsequenzen:
- Bußgelder bei wiederholten Fehlern.
- Haftungsrisiken bei finanziellen Schäden durch falsche Daten (z. B. falsche Netzentgelte).
Vertragsstrafen und Schadensersatzforderungen
- Marktpartner können bei wiederholten Format- oder Logikfehlern Vertragsstrafen geltend machen.
- Beispiel: Ein Netzbetreiber muss aufgrund falscher UTILMD-Daten eine manuelle Korrektur vornehmen → Kosten für den Absender.
Ausschluss von Marktprozessen
- Bei systematischen Fehlern kann ein Marktpartner als unzuverlässig eingestuft werden.
- Folge: Vorübergehender oder dauerhafter Ausschluss von automatisierten Prozessen (z. B. nur noch manuelle Datenübermittlung).
c) Technische Risiken
Datenbankinkonsistenzen
- Falsche Zeitstempel können zu Dubletten oder Lücken in den Stammdatensystemen führen.
- Beispiel: Ein Lieferant wird in der Datenbank als gleichzeitig aktiv und inaktiv geführt → Systemabstürze oder falsche Reports.
Schnittstellenprobleme
- Viele Systeme (z. B. SAP IS-U, CRM-Systeme) erwarten chronologisch geordnete Daten.
- Folge: Importfehler, die manuelle Korrekturen erfordern.
4. Maßnahmen zur Sicherstellung der Konformität
Um die genannten Risiken zu vermeiden, sollten folgende prozessuale und technische Maßnahmen ergriffen werden:
Automatisierte Validierung vor Versand
- Einsatz von EDI-Validatoren, die:
- Die Reihenfolge der DTM-Segmente prüfen (Z26 vor Z25).
- Formatkonformität (z. B.
CCYYMMDDHHMM) sicherstellen. - Logische Plausibilität testen (z. B. kein Gültigkeitsende vor Gültigkeitsbeginn).
- Einsatz von EDI-Validatoren, die:
Manuelle Stichprobenkontrollen
- Regelmäßige Audits der versendeten UTILMD-Nachrichten.
- Schulungen für Mitarbeiter, die mit EDI-Daten arbeiten.
Fehlerbehandlung und Eskalationsprozesse
- Automatische Benachrichtigung bei Format- oder Logikfehlern.
- Klare Verantwortlichkeiten für die Korrektur von Fehlern.
- Dokumentation von Fehlern zur Vermeidung von Wiederholungen.
Zusammenarbeit mit Marktpartnern
- Abstimmung von Validierungsregeln mit Netzbetreibern und Lieferanten.
- Testphasen vor der Einführung neuer UTILMD-Versionen.
5. Fazit
Die zeitliche Abfolge der DTM-Segmente (Z25/Z26) in der UTILMD ist kritisch für die logische Konsistenz von Geschäftsvorfällen im Energiemarkt. Eine falsche Reihenfolge oder Formatverstöße führen zu:
- Operativen Störungen (Dateninkonsistenzen, Prozessabbrüche).
- Rechtlichen Risiken (Bußgelder, Haftungsfragen).
- Technischen Problemen (Datenbankfehler, Schnittstellenstörungen).
Durch automatisierte Validierung, Schulungen und klare Prozesse können diese Risiken minimiert werden. Marktpartner sollten regelmäßig ihre EDI-Prozesse überprüfen, um die Konformität mit den Marktregeln sicherzustellen.