Anwendung der APERAK-Nachricht in BDEW/DVGW-konformen EDIFACT-Prozessen
Die APERAK-Nachricht (Application Error and Acknowledgement Message) dient der strukturierten Rückmeldung über den Empfang, die Verarbeitung oder mögliche Fehler von EDIFACT-Nachrichten im Rahmen der vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) definierten Prozesse. Sie wird insbesondere in der Marktkommunikation für Strom und Gas eingesetzt, um die technische und inhaltliche Korrektheit von Nachrichten wie UTILMD, MSCONS, INVOIC oder ORDERS zu bestätigen oder Fehler zu melden.
1. Zweck und Einsatzbereich der APERAK-Nachricht
Die APERAK-Nachricht erfüllt folgende Funktionen:
- Technische Quittierung: Bestätigung des erfolgreichen Empfangs einer EDIFACT-Nachricht (z. B. nach Syntaxprüfung).
- Inhaltliche Rückmeldung: Meldung von Fehlern in der Verarbeitung (z. B. falsche Referenznummern, ungültige Wertebereiche).
- Prozesssteuerung: Signalisierung, ob eine Nachricht weiterverarbeitet werden kann oder korrigiert werden muss.
Im BDEW/DVGW-Kontext wird APERAK vorrangig für die automatisierte Fehlerbehandlung in der Marktkommunikation genutzt, insbesondere bei:
- Stammdatenänderungen (UTILMD)
- Abrechnungsdaten (INVOIC)
- Zählerstands- und Verbrauchsdaten (MSCONS)
- Bestell- und Lieferprozessen (ORDERS, ORDCHG)
2. Struktur und Aufbau der APERAK-Nachricht
Die APERAK-Nachricht folgt dem EDIFACT-Standard (UN/EDIFACT D.16A oder neuer) und besteht aus folgenden Segmenten:
Pflichtsegmente (Mindestanforderung)
| Segment | Bedeutung | Beispiel (BDEW/DVGW-Kontext) |
|---|---|---|
| UNB | Übertragungsheader | UNB+UNOC:3+Sender-ID+Empfänger-ID+230515:1430+123456 |
| UNH | Nachrichtenheader | UNH+1+APERAK:D:16A:UN |
| BGM | Beginn der Nachricht | BGM+23+APERAK-Referenz+9 (9 = Quittung) |
| DTM | Datum/Zeit | DTM+137:20230515:102 (Erstellungsdatum) |
| RFF | Referenz auf ursprüngliche Nachricht | RFF+ACW:UTILMD-Referenznummer |
| ERC | Fehlercode | ERC+1+10 (10 = Syntaxfehler) |
| FTX | Freitext-Fehlermeldung | FTX+AAI+++Fehlerbeschreibung |
| UNT | Nachrichtenende | UNT+8+1 |
Optionale Segmente (je nach Anwendungsfall)
- NAD (Name and Address): Absender/Empfänger der ursprünglichen Nachricht.
- CUX (Currencies): Währungskonvertierung (falls relevant).
- LIN (Line Item): Bezug auf eine bestimmte Position in der Ursprungsnachricht (z. B. bei MSCONS).
3. Konkrete Anwendung auf BDEW/DVGW-Nachrichten
Die APERAK-Nachricht wird automatisiert oder manuell generiert, sobald eine EDIFACT-Nachricht empfangen und geprüft wurde. Die folgenden Schritte beschreiben die typische Vorgehensweise:
Schritt 1: Empfang und Syntaxprüfung
- Die empfangene Nachricht (z. B. UTILMD zur Stammdatenänderung) wird auf EDIFACT-Syntax geprüft.
- Fehlerfall: Bei Syntaxfehlern (z. B. fehlende Pflichtsegmente) wird eine APERAK mit:
ERC+1+10(Syntaxfehler)FTX+AAI+++Fehlendes Segment: NAD+MS(Beispiel)- Statuscode 9 (Quittung mit Fehler) in
BGMgesendet.
Schritt 2: Inhaltliche Prüfung (BDEW/DVGW-spezifisch)
- Die Nachricht wird gegen BDEW/DVGW-Regeln validiert (z. B.:
- Korrekte Marktlokations-ID (MaLo-ID) in UTILMD.
- Gültige OBIS-Kennzahlen in MSCONS.
- Plausible Rechnungsnummern in INVOIC.
- Fehlerfall: Bei inhaltlichen Fehlern wird eine APERAK mit:
ERC+1+20(Inhaltlicher Fehler)FTX+AAI+++Ungültige MaLo-ID: DE12345678901234567890123456789012- Statuscode 9 gesendet.
Schritt 3: Erfolgreiche Verarbeitung
- Wird die Nachricht korrekt verarbeitet, erfolgt eine APERAK mit:
BGM+23+APERAK-Referenz+1(1 = Positive Quittung)ERC+1+0(Kein Fehler)- Optional:
FTX+AAI+++Nachricht erfolgreich verarbeitet.
Schritt 4: Referenzierung der Ursprungsnachricht
- Die APERAK muss die Referenz der ursprünglichen Nachricht enthalten, z. B.:
RFF+ACW:UTILMD-2023-05-0001(für eine UTILMD-Nachricht)RFF+ON:ORDERS-2023-12345(für eine ORDERS-Nachricht)
4. Fehlercodes und ihre Bedeutung (BDEW/DVGW-spezifisch)
Die ERC-Segmente in APERAK folgen einer standardisierten Logik, die im BDEW/DVGW-Kontext erweitert wird:
| ERC-Code | Bedeutung | Beispiel (BDEW/DVGW) |
|---|---|---|
ERC+1+0 |
Kein Fehler | Nachricht erfolgreich verarbeitet. |
ERC+1+10 |
Syntaxfehler | Fehlendes Pflichtsegment (z. B. NAD+MS). |
ERC+1+20 |
Inhaltlicher Fehler | Ungültige MaLo-ID in UTILMD. |
ERC+1+30 |
Semantischer Fehler | OBIS-Kennzahl in MSCONS nicht plausibel. |
ERC+1+40 |
Autorisierungsfehler | Unbekannter Absender in NAD+MS. |
ERC+1+50 |
Technischer Fehler | Nachricht konnte nicht entschlüsselt werden. |
5. Praktische Umsetzung und Tools
Für die Implementierung der APERAK-Nachricht im BDEW/DVGW-Umfeld empfiehlt sich:
- EDI-Konverter (z. B. Seeburger, Lobster, ecosio), die APERAK automatisch generieren.
- Validierungsregeln gemäß BDEW/DVGW-Katalog (z. B. Prüfung von MaLo-IDs, OBIS-Codes).
- Testumgebungen (z. B. BDEW-Testplattform), um APERAK-Nachrichten zu simulieren.
- Dokumentation der Fehlercodes im BDEW-Leitfaden zur Marktkommunikation (z. B. "Fehlerhandling in UTILMD").
6. Beispiel einer APERAK-Nachricht (UTILMD-Fehler)
UNB+UNOC:3+9900001234567+9900007654321+230515:1430+123456'
UNH+1+APERAK:D:16A:UN'
BGM+23+APERAK-2023-05-0002+9'
DTM+137:20230515:102'
RFF+ACW:UTILMD-2023-05-0001'
NAD+MS+9900001234567::9'
ERC+1+20'
FTX+AAI+++Ungültige Marktlokations-ID: DE12345678901234567890123456789012 (Formatfehler)'
UNT+8+1'
Erläuterung:
- Die APERAK quittiert eine UTILMD-Nachricht mit der Referenz
UTILMD-2023-05-0001. - Der Fehlercode
ERC+1+20zeigt einen inhaltlichen Fehler an. - Die MaLo-ID ist ungültig (zu lang oder falsches Format).
7. Wichtige Hinweise für die Praxis
- Automatisierung: APERAK sollte innerhalb von 24 Stunden nach Empfang der Ursprungsnachricht versendet werden.
- Manuelle Korrektur: Bei Fehlern muss die Ursprungsnachricht korrigiert und neu gesendet werden.
- Protokollierung: Alle APERAK-Nachrichten sollten archiviert werden (z. B. für Audit-Zwecke).
- BDEW/DVGW-Updates: Die Fehlercodes und Validierungsregeln werden regelmäßig aktualisiert – aktuelle Versionen der Leitfäden beachten.
8. Weiterführende Dokumente
- BDEW-Leitfaden Marktkommunikation Strom/Gas (Kapitel "Fehlerhandling")
- DVGW G 685 (für Gas-spezifische Prozesse)
- EDIFACT-Standard (UN/EDIFACT D.16A oder neuer)
- BDEW-Testplattform (für APERAK-Simulationen)
Bei konkreten Implementierungsfragen empfiehlt sich die Konsultation der BDEW/DVGW-Arbeitsgruppen oder zertifizierter EDI-Dienstleister.