Regeln zum Einsatz der APERAK-Nachricht in spartenübergreifenden Datenaustauschprozessen
1. Zweck und Anwendungsbereich der APERAK-Nachricht
Die APERAK-Nachricht (Application Error and Acknowledgement Message, EDIFACT-Segment: APERAK) dient der strukturierten Übermittlung von Empfangsbestätigungen, Fehlermeldungen oder Statusrückmeldungen im elektronischen Datenaustausch (EDI). Sie wird insbesondere in spartenübergreifenden Prozessen eingesetzt, um die technische und inhaltliche Validierung von Geschäftsnachrichten (z. B. ORDERS, INVOIC, DESADV) zwischen Geschäftspartnern zu steuern.
Typische Anwendungsfälle umfassen:
- Technische Quittierung (z. B. Syntaxprüfung, Dateiformatvalidierung).
- Inhaltliche Rückmeldungen (z. B. fehlende Pflichtfelder, logische Inkonsistenzen).
- Prozesssteuerung (z. B. Ablehnung einer Bestellung mit Begründung).
Die APERAK ist kein Ersatz für fachliche Korrespondenz (z. B. Reklamationen), sondern ein automatisiertes Steuerungsinstrument im EDI-Workflow.
2. Konkrete Anwendung in spartenübergreifenden Prozessen
2.1 Integration in den Datenaustausch-Workflow
Die APERAK wird in der Regel asynchron zur ursprünglichen Nachricht versendet und folgt einem mehrstufigen Validierungsprozess:
- Empfang der Ursprungsnachricht (z. B. eine Bestellung im Format ORDERS).
- Technische Prüfung (Syntax, Zeichensatz, Struktur gemäß EDIFACT/EDI-Standard).
- Bei Fehlern: APERAK mit Fehlercode (z. B.
EDI01für Syntaxfehler) und Beschreibung.
- Bei Fehlern: APERAK mit Fehlercode (z. B.
- Fachliche Prüfung (Plausibilität, Referenzdaten, Geschäftsregeln).
- Bei Fehlern: APERAK mit fachlichem Fehlercode (z. B.
BUS02für ungültige Artikelnummer).
- Bei Fehlern: APERAK mit fachlichem Fehlercode (z. B.
- Positive Quittierung (optional): APERAK mit Status
ACCEPTEDoderPROCESSED.
Beispiel: Ein Lieferant erhält eine Bestellung (ORDERS) mit einer ungültigen Lieferadresse. Er sendet eine APERAK mit:
- Fehlercode:
BUS05(Adressvalidierung fehlgeschlagen) - Segment:
ERC+1+::BUS05(EDIFACT-Syntax) - Freitext: "Lieferadresse nicht im System hinterlegt – bitte korrigieren."
2.2 Spartenübergreifende Besonderheiten
Da die APERAK in unterschiedlichen Branchen (z. B. Handel, Logistik, Energiewirtschaft) eingesetzt wird, sind folgende branchenspezifische Regeln zu beachten:
| Branche | Typische APERAK-Anwendung | Besondere Regeln |
|---|---|---|
| Einzelhandel | Quittierung von Bestellungen (ORDERS), Rechnungen (INVOIC), Lieferavisen (DESADV). | - GS1-Standards (z. B. EANCOM) für Fehlercodes. |
| - Zeitkritische Rückmeldung (z. B. innerhalb von 2 Stunden bei Eilbestellungen). | ||
| Logistik | Statusmeldungen zu Transportaufträgen (IFTMIN), Lagerbewegungen (INVRPT). | - GLN-Referenzierung (Global Location Number) für eindeutige Partneridentifikation. |
| Energiewirtschaft | Bestätigung von Lieferabrufen (UTILMD), Zählerstandsmeldungen (MSCONS). | - EDIG@S-Standard für Fehlercodes (z. B. E01 für ungültiges Messintervall). |
| Automobilindustrie | Rückmeldung zu Lieferplänen (DELFOR), Qualitätsmeldungen (QUALITY). | - VDA-Empfehlungen (z. B. VDA 4938 für APERAK-Strukturen). |
3. Spezifische Regeln für die APERAK-Nachricht
3.1 Struktur und Pflichtfelder
Die APERAK folgt der EDIFACT-Syntax und muss mindestens folgende Segmente enthalten:
| Segment | Beschreibung | Pflicht? | Beispiel |
|---|---|---|---|
| UNH | Nachrichtenkopf (Referenz zur Ursprungsnachricht). | Ja | UNH+1+APERAK:D:01B:UN' |
| BGM | Dokumentenart (z. B. "Fehlermeldung"). | Ja | BGM+23+123456+9' (23 = Fehler, 123456 = Referenznummer) |
| DTM | Datum/Uhrzeit der APERAK. | Ja | DTM+137:20240515:102' (137 = Erstellungsdatum) |
| RFF | Referenz zur Ursprungsnachricht (z. B. Bestellnummer). | Ja | RFF+ON:4711' (ON = Order Number) |
| ERC | Fehlercode und -beschreibung. | Ja | ERC+1+::BUS02' (1 = Fehler, BUS02 = ungültige Artikelnummer) |
| FTX | Freitext zur Fehlererläuterung (optional, aber empfohlen). | Nein | FTX+AAI+++Ungültige Artikelnummer: 999999 nicht im Katalog' |
| UNT | Nachrichtenende. | Ja | UNT+7+1' |
3.2 Fehlercodes und Klassifizierung
Fehler werden in der APERAK standardisiert über Codes kommuniziert. Gängige Klassifizierungen:
| Fehlerkategorie | Code-Präfix | Beispiele | Branchenstandard |
|---|---|---|---|
| Technische Fehler | EDI |
EDI01 (Syntaxfehler), EDI03 (ungültiges Format) |
EDIFACT, ANSI X12 |
| Fachliche Fehler | BUS |
BUS02 (ungültige Artikelnummer), BUS05 (Adressfehler) |
GS1 (EANCOM), VDA |
| Prozessfehler | PRC |
PRC01 (Nachricht zu spät empfangen), PRC04 (Duplikat) |
EDIG@S (Energiewirtschaft) |
Hinweis:
- Branchenspezifische Codes haben Vorrang (z. B.
E01in der Energiewirtschaft). - Freitext sollte nur ergänzend verwendet werden, wenn der Fehler nicht über Codes abbildbar ist.
3.3 Zeitliche und prozessuale Vorgaben
- Reaktionszeiten:
- Technische Fehler: APERAK muss innerhalb von 1 Stunde nach Empfang der Ursprungsnachricht gesendet werden.
- Fachliche Fehler: Rückmeldung innerhalb von 24 Stunden (branchenspezifisch, z. B. 4 Stunden im Einzelhandel).
- Wiederholungsregeln:
- Bei technischen Fehlern darf die Ursprungsnachricht nur einmal korrigiert neu gesendet werden.
- Bei fachlichen Fehlern ist eine manuelle Klärung (z. B. per E-Mail) erforderlich, bevor die Nachricht erneut versendet wird.
- Positive Quittierung:
- Optional, aber empfohlen, um den erfolgreichen Abschluss eines Prozesses zu bestätigen (z. B.
BGM+21für "akzeptiert").
- Optional, aber empfohlen, um den erfolgreichen Abschluss eines Prozesses zu bestätigen (z. B.
4. Praktische Empfehlungen für die Implementierung
- Dokumentation der Fehlercodes:
- Geschäftspartner müssen sich auf einheitliche Codes einigen (z. B. über eine Code-Liste im EDI-Handbuch).
- Automatisierte Verarbeitung:
- APERAK-Nachrichten sollten maschinell auswertbar sein, um manuelle Nachbearbeitung zu minimieren.
- Monitoring:
- Fehlerstatistiken führen, um häufige Probleme (z. B. falsche Artikelnummern) zu identifizieren.
- Testphase:
- Vor Produktivsetzung APERAK-Workflows im Testsystem prüfen (z. B. mit simulierten Fehlern).
5. Rechtliche und vertragliche Aspekte
- EDI-Vereinbarungen:
- Die Verwendung der APERAK sollte vertraglich geregelt sein (z. B. im EDI-Rahmenvertrag).
- Klärung von Haftungsfragen bei verspäteten oder fehlerhaften APERAK-Nachrichten.
- Compliance:
- In regulierten Branchen (z. B. Energiewirtschaft) sind APERAK-Pflichten gesetzlich vorgeschrieben (z. B. § 40 EnWG in Deutschland).
Zusammenfassung
Die APERAK ist ein zentrales Steuerungselement im spartenübergreifenden EDI, das technische und fachliche Rückmeldungen strukturiert übermittelt. Ihre korrekte Anwendung erfordert:
- Einhaltung der EDIFACT-Struktur mit Pflichtsegmenten.
- Verwendung standardisierter Fehlercodes (branchenspezifisch).
- Klare zeitliche und prozessuale Vorgaben für die Rückmeldung.
- Vertragliche Absicherung der APERAK-Nutzung zwischen Partnern.
Durch die automatisierte Fehlerbehandlung trägt die APERAK maßgeblich zur Effizienz und Zuverlässigkeit elektronischer Geschäftsprozesse bei.