Willi Mako
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APERAK-Prozesse im Arbeitsalltag: Umsetzung & Anforderungen

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TAGS [EDIFACT][PROZESS][FEHLERBEHANDLUNG]

Umsetzung der APERAK-Prozesse und Anforderungen im täglichen Arbeitsablauf Informationen zur praktischen Anwendung gemäß APERAK Anwendungshandbuch (Version 1.0, Stand: 01.04.2025)


1. Grundlagen und Vorbereitung

Das APERAK-Anwendungshandbuch (Application Error and Acknowledgement, EDIFACT-Nachrichtentyp) definiert standardisierte Prozesse zur Übermittlung von Fehlermeldungen, Bestätigungen und Korrekturanforderungen in elektronischen Geschäftsprozessen. Die Umsetzung erfordert eine strukturierte Herangehensweise in folgenden Schritten:

1.1 Systemvoraussetzungen prüfen

  • EDI-Schnittstelle: Stellen Sie sicher, dass Ihr ERP-, Warenwirtschafts- oder EDI-System den EDIFACT-Standard (insbesondere APERAK-Nachrichten) unterstützt. Gängige Systeme wie SAP, Microsoft Dynamics oder spezialisierte EDI-Lösungen (z. B. SEEBURGER, TrueCommerce) bieten entsprechende Module.
  • Nachrichtenformat: Verifizieren Sie, dass die APERAK-Nachricht in der korrekten Syntax (EDIFACT D.21A oder neuer) generiert und verarbeitet wird. Die Struktur umfasst Segmente wie:
    • UNB/UNZ: Übertragungsrahmen
    • UNH/UNT: Nachrichtenkopf/-ende
    • BGM: Geschäftsvorfall (z. B. Fehlercode)
    • DTM: Zeitstempel
    • ERC/FTX: Fehlermeldungen und Freitext
  • Testumgebung: Nutzen Sie vor der Produktivsetzung eine Testumgebung (z. B. mit Ihrem EDI-Partner), um Nachrichten zu validieren.

1.2 Rollen und Verantwortlichkeiten klären

  • EDI-Verantwortliche/r: Koordiniert die technische Umsetzung, überwacht die Nachrichtenflüsse und leitet Fehler an die IT oder den Partner weiter.
  • Fachabteilung: Prüft inhaltliche Korrektheit (z. B. Rechnungsdaten, Bestellnummern) und initiiert Korrekturen.
  • IT/EDI-Team: Konfiguriert die Schnittstelle, richtet Filterregeln ein und sichert die Datenübertragung (z. B. via AS2, SFTP).

2. Konkrete Umsetzungsschritte

2.1 Nachrichtenempfang und -verarbeitung

a) Automatisierte Prüfung einrichten

  • Richten Sie in Ihrem EDI-System Regeln zur Validierung ein, die eingehende APERAK-Nachrichten auf folgende Kriterien prüfen:
    • Syntax: Korrekte Segmentierung und Feldlängen (z. B. UNH+1+APERAK:D:21A:UN’).
    • Semantik: Plausibilität der Daten (z. B. gültige Referenznummern, Fehlercodes gemäß Handbuch).
    • Partnerkennung: Abgleich der Absender-ID (UNB-Segment) mit Ihrer Partnerdatenbank.
  • Beispiel für eine Fehlermeldung:
    ERC+10++1:Rechnungsnummer ungültig’
    FTX+AAI+++Rechnungsnummer 12345678 nicht im System gefunden’
    

b) Eskalationswege definieren

  • Technische Fehler (z. B. Übertragungsabbrüche): Leiten Sie an die IT weiter (z. B. mit Screenshot der Fehlermeldung).
  • Inhaltliche Fehler (z. B. falsche Bestellreferenz): Informieren Sie die Fachabteilung und den Partner per E-Mail oder über ein Ticketsystem (z. B. Jira, ServiceNow).

2.2 Fehlerbehandlung und Korrektur

a) Standardisierte Fehlertypen Das Handbuch klassifiziert Fehler in Kategorien (z. B. ERC-Codes). Typische Beispiele und Maßnahmen:

Fehlercode Beschreibung Maßnahme
ERC+1 Syntaxfehler IT prüft EDI-Konfiguration; ggf. Partner kontaktieren.
ERC+10 Referenznummer ungültig Fachabteilung prüft Stammdaten (z. B. Bestellnummer) und korrigiert diese.
ERC+20 Datumsformat falsch Automatische Konvertierung prüfen oder manuell anpassen.
ERC+30 Duplikat erkannt Systemseitige Duplikatsprüfung aktivieren; Partner über Doppelung informieren.

b) Korrekturprozess

  1. Fehleranalyse: Nutzen Sie das FTX-Segment (Freitext) der APERAK-Nachricht für detaillierte Hinweise.
  2. Datenkorrektur: Passen Sie die fehlerhaften Daten in Ihrem System an (z. B. Rechnungsnummer im ERP).
  3. Neuübertragung: Senden Sie die korrigierte Nachricht (z. B. INVOIC) erneut an den Partner.
  4. Bestätigung: Warten Sie auf eine APERAK-Bestätigung (ERC+0: Erfolgreich) oder eine erneute Fehlermeldung.

2.3 Protokollierung und Monitoring

  • Log-Dateien: Speichern Sie alle APERAK-Nachrichten für mindestens 6 Monate (Compliance-Anforderungen, z. B. GoBD).
  • Dashboards: Nutzen Sie Tools wie EDI-Monitoring-Software (z. B. SEEBURGER BIS, MuleSoft) zur Visualisierung von:
    • Fehlerhäufigkeit pro Partner
    • Bearbeitungszeiten
    • Erfolgreichen vs. fehlgeschlagenen Übertragungen
  • Regelmäßige Reviews: Führen Sie monatliche Auswertungen durch, um wiederkehrende Fehler zu identifizieren und Prozesse zu optimieren.

3. Zusammenarbeit mit Partnern

3.1 Kommunikationsstandards

  • Vorlagen: Erstellen Sie Standard-E-Mails für häufige Fehler (z. B. "Fehlerhafte Rechnungsnummer – bitte korrigieren Sie die Referenz XYZ").
  • EDI-Partnerhandbuch: Stimmen Sie mit Ihren Partnern ab, welche Fehlercodes und Korrekturprozesse gelten (z. B. maximale Antwortzeit: 24 Stunden).
  • Testphase: Vor Produktivstart führen Sie mit jedem Partner Integrationstests durch, um APERAK-Nachrichten zu simulieren.

3.2 Eskalationsmanagement

  • Priorisierung: Klassifizieren Sie Fehler nach Dringlichkeit (z. B. "Blockierende Fehler" wie ERC+1 vs. "Warnungen" wie ERC+20).
  • Ansprechpartner: Pflegen Sie eine Kontaktliste mit EDI-Verantwortlichen Ihrer Partner (inkl. Telefonnummern für Notfälle).
  • Service Level Agreements (SLAs): Definieren Sie mit Partnern verbindliche Reaktionszeiten (z. B. "Kritische Fehler werden innerhalb von 4 Stunden bearbeitet").

4. Dokumentation und Compliance

4.1 Interne Dokumentation

  • Prozesshandbuch: Erstellen Sie ein unternehmensspezifisches APERAK-Handbuch, das:
    • Rollen und Verantwortlichkeiten beschreibt.
    • Schritt-für-Schritt-Anleitungen für häufige Fehler enthält.
    • Screenshots der EDI-Konfiguration zeigt.
  • Schulungen: Führen Sie regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter durch (z. B. jährlich oder bei Systemänderungen).

4.2 Externe Anforderungen

  • Revisionssicherheit: Archivieren Sie APERAK-Nachrichten gemäß GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form).
  • Datenschutz: Stellen Sie sicher, dass personenbezogene Daten in APERAK-Nachrichten (z. B. in Freitextfeldern) DSGVO-konform verarbeitet werden.
  • Audit-Trails: Protokollieren Sie alle manuellen Eingriffe (z. B. wer hat wann eine Korrektur vorgenommen).

5. Typische Herausforderungen und Lösungen

Herausforderung Lösungsansatz
Unterschiedliche EDI-Standards Nutzung eines EDI-Konverters (z. B. für UN/EDIFACT ↔ XML).
Hohe Fehlerquote bei neuen Partnern Intensivere Testphase; Schulung der Partner.
Manuelle Bearbeitung zeitaufwendig Automatisierung von Standardfehlern (z. B. via RPA-Tools wie UiPath).
Fehlende APERAK-Unterstützung Rückfall auf E-Mail oder Web-Portale; ggf. Partner zur EDI-Einführung motivieren.

6. Fazit und Empfehlungen

Die Umsetzung der APERAK-Prozesse erfordert eine kombinierte technische und organisatorische Herangehensweise. Folgende Maßnahmen sind entscheidend:

  1. Automatisierung: Richten Sie so viele Prüfungen wie möglich systemseitig ein, um manuellen Aufwand zu reduzieren.
  2. Standardisierung: Nutzen Sie die im Handbuch definierten Fehlercodes und Prozesse konsequent.
  3. Transparenz: Dokumentieren Sie alle Schritte und kommunizieren Sie klar mit Partnern.
  4. Kontinuierliche Verbesserung: Analysieren Sie regelmäßig Fehlerstatistiken und passen Sie Prozesse an.

Bei komplexen Umsetzungen empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem EDI-Dienstleister, der die technische Integration übernimmt und Schulungen anbietet. Für weitere Fragen steht Ihnen das EDI-Support-Team Ihres Unternehmens oder der zuständige Ansprechpartner des APERAK-Handbuchs zur Verfügung.


Stand: 01.04.2025 | Version: 1.0 | Quelle: APERAK Anwendungshandbuch