Einfluss der logischen Verknüpfung von Bilanzierungsmonat und DTM-Segmenten auf die Konsistenzprüfung in der Marktkommunikation
1. Grundlagen der Synchronisation von Bilanzierungsmonat und DTM-Segmenten
In der Marktkommunikation nach den Vorgaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bzw. der Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom (MaBiS) ist die korrekte Zuordnung von Bilanzierungsmonat (SG6) und dynamischen Zeiträumen (DTM-Segmente) essenziell für die Datenintegrität. Der Bilanzierungsmonat definiert den abrechnungsrelevanten Zeitraum, während die DTM-Segmente („Beginn Messperiode Übertragungszeitraum“ und „Ende Messperiode Übertragungszeitraum“) den exakten Mess- und Übertragungszeitraum spezifizieren.
Eine logische Verknüpfung dieser Elemente stellt sicher, dass:
- Alle abrechnungsrelevanten Werte innerhalb des Bilanzierungsmonats vollständig und konsistent vorliegen.
- Keine Lücken oder Überlappungen in den Messdaten auftreten, die zu Abrechnungsfehlern führen könnten.
- Statusinformationen (z. B. Zählerstandsqualifizierer, Ersatzwertkennzeichen) korrekt zugeordnet werden.
2. Auswirkungen auf die Konsistenzprüfung
Die Konsistenzprüfung in der Marktkommunikation (z. B. durch den Marktgebietsverantwortlichen (MGV) oder Bilanzkreisverantwortlichen (BKV)) basiert auf der Plausibilisierung der übertragenen Daten gegen die definierten Zeiträume. Eine fehlerhafte Synchronisation führt zu folgenden Problemen:
a) Zeitliche Inkonsistenzen
- Fall 1: DTM-Segmente überschreiten den Bilanzierungsmonat
Wenn der Übertragungszeitraum (DTM) über den Bilanzierungsmonat hinausgeht, werden Werte außerhalb des abrechnungsrelevanten Zeitraums erfasst. Dies führt zu:
- Falschen Mengenaggregationen (z. B. doppelte Erfassung von Werten).
- Ablehnung der Daten durch den Empfänger, da sie nicht den MaBiS-Vorgaben entsprechen.
- Fall 2: DTM-Segmente liegen vollständig außerhalb des Bilanzierungsmonats
Die Daten werden zwar übertragen, sind aber für die Abrechnung irrelevant. Dies kann zu:
- Fehlinterpretationen führen, wenn der Empfänger die Daten fälschlicherweise berücksichtigt.
- Manuellen Korrekturaufwänden, da die Daten nachträglich gefiltert werden müssen.
b) Lücken in der Datenübertragung
- Wenn der DTM-Zeitraum kürzer als der Bilanzierungsmonat ist, fehlen Werte für bestimmte Tage. Dies führt zu:
- Unvollständigen Bilanzkreisabrechnungen, da nicht alle Verbräuche erfasst werden.
- Ersatzwertbildung, die zusätzliche Unsicherheiten in die Abrechnung einbringt.
- Automatisierte Plausibilitätsprüfungen (z. B. durch EDIFACT-Validatoren) schlagen fehl, da die Daten nicht den erwarteten Zeitraum abdecken.
c) Statusinformationen und Qualitätskennzeichen
- Die DTM-Segmente definieren nicht nur den Zeitraum, sondern auch die Gültigkeit von Statusinformationen (z. B. „Zählerstand geschätzt“).
- Eine falsche Zuordnung kann dazu führen, dass:
- Ersatzwerte fälschlicherweise als echte Messwerte interpretiert werden.
- Qualitätskennzeichen (z. B. „Wert fehlerhaft“) nicht korrekt zugeordnet werden, was zu Abrechnungsstreitigkeiten führt.
3. Prozessuale Risiken bei fehlender Synchronisation
Ein Versagen der Synchronisation zwischen Bilanzierungsmonat und DTM-Segmenten birgt erhebliche operative und finanzielle Risiken:
a) Abrechnungsfehler und finanzielle Nachteile
- Falsche Mengenallokation: Wenn Werte außerhalb des Bilanzierungsmonats erfasst werden, kann dies zu:
- Über- oder Unterdeckung in der Bilanzkreisabrechnung führen.
- Nachforderungen oder Rückerstattungen, die manuell korrigiert werden müssen.
- Strafzahlungen: Bei wiederholten Fehlern können Vertragsstrafen gemäß MaBiS oder Netzanschlussverträgen fällig werden.
b) Erhöhte manuelle Nachbearbeitung
- Manuelle Datenkorrektur: Fehlende oder falsch zugeordnete Werte müssen nachträglich bereinigt werden, was:
- Zeitaufwändig ist und die Abrechnungsprozesse verzögert.
- Fehleranfällig bleibt, da menschliche Eingriffe zusätzliche Risiken bergen.
- Kommunikationsaufwand: Bei Unstimmigkeiten müssen Rückfragen an den Lieferanten oder Messstellenbetreiber gestellt werden, was zu Verzögerungen führt.
c) Compliance-Risiken
- Verstoß gegen regulatorische Vorgaben: Die MaBiS und die Stromnetzzugangsverordnung (StromNZV) schreiben vor, dass nur vollständige und konsistente Daten für die Bilanzkreisabrechnung verwendet werden dürfen.
- Audits und Prüfungen: Bei einer Bundesnetzagentur-Prüfung können inkonsistente Daten zu Beanstandungen führen, was Reputationsschäden nach sich zieht.
d) Systemische Risiken in der Marktkommunikation
- Kettenreaktionen: Wenn ein Marktteilnehmer fehlerhafte Daten liefert, kann dies nachgelagerte Prozesse (z. B. die Arbeit des Übertragungsnetzbetreibers) beeinträchtigen.
- Vertrauensverlust: Wiederholte Datenfehler führen zu Misstrauen zwischen Marktpartnern, was die Zusammenarbeit erschwert.
4. Maßnahmen zur Risikominimierung
Um die Synchronisation von Bilanzierungsmonat und DTM-Segmenten sicherzustellen, sollten folgende prozessuale und technische Maßnahmen ergriffen werden:
| Maßnahme | Beschreibung |
|---|---|
| Automatisierte Plausibilitätsprüfung | Einsatz von EDIFACT-Validatoren, die prüfen, ob der DTM-Zeitraum innerhalb des Bilanzierungsmonats liegt. |
| Datenqualitätsmonitoring | Regelmäßige Auswertungen, ob alle Werte im definierten Zeitraum vorliegen. |
| Fehlerprotokollierung | Automatische Benachrichtigung bei Abweichungen, um eine schnelle Korrektur zu ermöglichen. |
| Schulungen der Mitarbeiter | Sensibilisierung für die Bedeutung der Zeitraumsynchronisation in der Marktkommunikation. |
| Testdatenübertragungen | Vor der finalen Abrechnung sollten Testläufe durchgeführt werden, um Synchronisationsfehler frühzeitig zu erkennen. |
5. Fazit
Die logische Verknüpfung von Bilanzierungsmonat und DTM-Segmenten ist ein kritischer Faktor für die Datenkonsistenz in der Marktkommunikation. Ein Versagen dieser Synchronisation führt zu:
- Abrechnungsfehlern mit finanziellen Konsequenzen,
- erhöhtem manuellen Aufwand,
- Compliance-Risiken und
- systemischen Störungen in der Marktkommunikation.
Eine automatisierte Prüfung, klare Prozessvorgaben und regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich, um diese Risiken zu minimieren und eine zuverlässige Bilanzkreisabrechnung zu gewährleisten.