Willi Mako
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DTM-Segmente in MSCONS: Prozesssicherheit & Abrechnung

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Einfluss der zeitlichen Abfolge und logischen Verknüpfung von DTM-Segmenten in MSCONS-Nachrichten auf die Prozesssicherheit bei der Energielieferabrechnung

1. Bedeutung der DTM-Segmente in MSCONS-Nachrichten

Die MSCONS-Nachricht (Message for Consumption Report) dient der Übermittlung von Verbrauchs- und Abrechnungsdaten im Energiemarkt. Die DTM-Segmente (Date/Time/Period) definieren dabei zeitliche Referenzen, die für die korrekte Zuordnung, Validierung und Abrechnung von Energielieferungen essenziell sind. Die beiden im Beispiel genannten Segmente haben folgende Funktionen:

  • DTM+Z01 (Abrechnungszeitraum) Format: DTM+Z01:YYYYMMDDHHMMYYYYMMDDHHMM:719 Beschreibt den Abrechnungszeitraum, in dem die gemessenen Werte gelten. Im Beispiel:

    • Start: 16.09.2016, 04:00 Uhr
    • Ende: 09.09.2016, 04:00 Uhr → Logischer Fehler: Das Enddatum liegt vor dem Startdatum, was auf eine fehlerhafte Datenerfassung oder Übertragung hindeutet.
  • DTM+163 (Zeitstempel der Messwertübermittlung) Format: DTM+163:YYYYMMDDHHMM Gibt den Zeitpunkt der Messwertübermittlung an (hier: 31.10.2010, 02:15 Uhr). Dieses Segment ist relevant für die Fristenüberwachung (z. B. nach § 60 EnWG oder MaBiS) und die Synchronisation zwischen Lieferanten, Netzbetreibern und Messstellenbetreibern.


2. Auswirkungen auf die Prozesssicherheit

2.1 Regulatorische Fristen und Compliance

Die korrekte zeitliche Abfolge der DTM-Segmente ist entscheidend für die Einhaltung gesetzlicher und vertraglicher Fristen:

  • § 60 EnWG (Energiewirtschaftsgesetz): Verbrauchs- und Abrechnungsdaten müssen fristgerecht übermittelt werden, um eine rechtssichere Abrechnung zu gewährleisten. Ein fehlerhaftes DTM+Z01 (wie im Beispiel) kann dazu führen, dass:

    • Abrechnungszeiträume nicht eindeutig zugeordnet werden können,
    • Fristen für die Rechnungsstellung (z. B. 6 Wochen nach Lieferende) verpasst werden,
    • Rückwirkende Korrekturen erforderlich werden, die zusätzliche Kosten und Aufwand verursachen.
  • MaBiS (Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom): Die MaBiS verlangt eine konsistente zeitliche Referenzierung von Messwerten. Inkonsistenzen zwischen DTM+Z01 und DTM+163 können zu:

    • Ablehnungen durch den Bilanzkreisverantwortlichen (BKV) führen,
    • Nachbesserungsaufwand auslösen, der die Abrechnungsprozesse verzögert.
2.2 Synchronisation zwischen Marktpartnern

Die logische Verknüpfung der DTM-Segmente ist für die Datenkonsistenz zwischen den Marktrollen (Lieferant, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber) kritisch:

  • Fehlende Plausibilität: Im Beispiel widerspricht das DTM+Z01 (Enddatum vor Startdatum) den physikalischen Gegebenheiten. Dies kann zu:

    • Automatischen Ablehnungen durch Validierungsroutinen führen,
    • Manuellen Klärungsprozessen, die die Abrechnung verzögern.
  • Zeitliche Diskrepanz zwischen DTM+163 und DTM+Z01: Das DTM+163 (31.10.2010) liegt vor dem im DTM+Z01 definierten Zeitraum (2016). Dies deutet auf:

    • Veraltete oder falsch zugeordnete Messwerte hin,
    • Probleme bei der Datenaktualisierung (z. B. wenn ein Messwert aus 2010 für einen Abrechnungszeitraum 2016 verwendet wird).
2.3 Risiken für die Abrechnungsgenauigkeit
  • Falsche Verbrauchsallokation: Wenn der Abrechnungszeitraum (DTM+Z01) nicht mit dem tatsächlichen Lieferzeitraum übereinstimmt, kann dies zu:

    • Über- oder Untererfassung von Verbräuchen führen,
    • Streitigkeiten zwischen Lieferant und Netzbetreiber über die korrekte Abrechnung.
  • Prozessverzögerungen: Inkonsistente DTM-Segmente erfordern manuelle Nachbearbeitung, was:

    • Kosten für Fehlerbehebung verursacht,
    • Reputationsrisiken für die beteiligten Unternehmen birgt.

3. Empfehlungen für eine sichere Prozessgestaltung

Um die Prozesssicherheit zu gewährleisten, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Automatisierte Plausibilitätsprüfungen:

    • Validierung der zeitlichen Logik (z. B. Enddatum ≥ Startdatum in DTM+Z01),
    • Prüfung der Konsistenz zwischen DTM+163 und DTM+Z01 (z. B. Übermittlungszeitpunkt nach dem Abrechnungszeitraum).
  2. Klare Schnittstellendefinitionen:

    • Festlegung von Standardformaten für DTM-Segmente (z. B. ISO 8601),
    • Dokumentation der logischen Verknüpfung zwischen Segmenten (z. B. DTM+163 muss nach dem Ende von DTM+Z01 liegen).
  3. Fristenüberwachung:

    • Automatische Erinnerungen bei nahenden regulatorischen Fristen (z. B. § 60 EnWG),
    • Protokollierung von Übermittlungszeitpunkten (DTM+163) zur Nachweisführung.
  4. Fehlerbehandlung:

    • Automatische Korrekturvorschläge bei inkonsistenten DTM-Segmenten,
    • Eskalationsmechanismen für manuelle Klärung bei kritischen Fehlern.

4. Fazit

Die zeitliche Abfolge und logische Verknüpfung der DTM-Segmente in MSCONS-Nachrichten ist ein kritischer Faktor für die Prozesssicherheit in der Energielieferabrechnung. Fehlerhafte oder inkonsistente Zeitangaben können:

  • regulatorische Verstöße (z. B. gegen EnWG oder MaBiS) nach sich ziehen,
  • Abrechnungsverzögerungen und zusätzliche Kosten verursachen,
  • Streitigkeiten zwischen Marktpartnern auslösen.

Eine automatisierte Validierung, klare Schnittstellendefinitionen und eine konsequente Fristenüberwachung sind daher unerlässlich, um die Integrität der Abrechnungsprozesse zu gewährleisten.