Automatisierung von APERAK-Nachrichten: Auswirkungen auf Rollenverteilung und prozessuale Anpassungen im Eskalationsmanagement
1. Veränderungen der Rollenverteilung durch KI-basierte APERAK-Verarbeitung
Die zunehmende Automatisierung von APERAK-Nachrichten (Application Error and Acknowledgement) durch KI-gestützte Fehlererkennung führt zu einer Neuausrichtung der Verantwortlichkeiten zwischen Netzbetreibern, Lieferanten und Messstellenbetreibern (MSB). Diese Entwicklung hat insbesondere Auswirkungen auf das Eskalationsmanagement und die manuellen Eingriffe in der Marktkommunikation.
1.1 Netzbetreiber: Von der manuellen Prüfung zur Steuerung automatisierter Prozesse
- Bisherige Rolle: Netzbetreiber waren primär für die manuelle Prüfung und Korrektur von APERAK-Fehlern verantwortlich, insbesondere bei komplexen Fällen (z. B. falsche Zählpunktzuordnungen oder fehlende Stammdaten).
- Künftige Rolle:
- Überwachung und Qualitätssicherung der KI-Systeme, um Fehlklassifizierungen zu vermeiden.
- Definition von Eskalationsregeln für Fälle, die nicht automatisiert lösbar sind (z. B. regulatorisch sensible Datenkorrekturen).
- Schnittstellenmanagement zu Lieferanten und MSB, um automatisierte Rückmeldungen zu kanalisieren.
- Dokumentationspflicht nach § 55 EnWG: Auch bei Automatisierung müssen manuelle Eingriffe transparent protokolliert werden, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
1.2 Lieferanten: Reduzierung manueller Korrekturen, aber erhöhte Datenqualitätsverantwortung
- Bisherige Rolle: Lieferanten mussten häufig manuell auf APERAK-Fehler reagieren, insbesondere bei falschen Abrechnungsdaten oder fehlenden Marktprozessen.
- Künftige Rolle:
- Vorverlagerung der Fehlervermeidung durch verbesserte Datenqualität (z. B. korrekte Stammdatenpflege).
- Automatisierte Fehlerbehebung durch KI-gestützte Systeme, die APERAK-Nachrichten direkt verarbeiten und korrigieren.
- Eskalationsmanagement nur noch für komplexe Fälle, bei denen die KI keine Lösung findet (z. B. regulatorisch relevante Datenänderungen).
- Verstärkte Zusammenarbeit mit Netzbetreibern, um automatisierte Prozesse zu optimieren und manuelle Eingriffe zu minimieren.
1.3 Messstellenbetreiber (MSB): Von der reaktiven zur proaktiven Fehlererkennung
- Bisherige Rolle: MSB waren oft passive Empfänger von APERAK-Nachrichten und mussten manuell auf Fehler reagieren (z. B. bei falschen Zählerständen).
- Künftige Rolle:
- Echtzeit-Überwachung von Messdaten durch KI, um Fehler bereits vor der APERAK-Generierung zu erkennen.
- Automatisierte Korrektur von Standardfehlern (z. B. Plausibilitätsprüfungen von Zählerständen).
- Schnittstellenoptimierung zu Netzbetreibern und Lieferanten, um automatisierte Fehlerbehebungen zu ermöglichen.
- Dokumentation von Ausnahmen, bei denen manuelle Eingriffe erforderlich sind (z. B. bei technischen Störungen).
2. Prozessuale Anpassungen zur Einhaltung regulatorischer Anforderungen (§ 55 EnWG)
Die Automatisierung von APERAK-Nachrichten darf nicht zu Lasten der Transparenz gehen. § 55 EnWG verlangt, dass manuelle Eingriffe in Marktprozesse nachvollziehbar dokumentiert werden. Folgende Anpassungen sind erforderlich:
2.1 Einführung eines revisionssicheren Dokumentationssystems
- Automatisierte Protokollierung aller KI-Entscheidungen und manuellen Korrekturen in einem zentralen Log-System.
- Klassifizierung von Eskalationsfällen nach Dringlichkeit und regulatorischer Relevanz (z. B. "automatisch lösbar", "manueller Eingriff erforderlich").
- Zugriffsrechte und Audit-Trails, um nachzuweisen, wer wann welche Änderungen vorgenommen hat.
2.2 Definition klarer Eskalationsstufen
- Stufe 1: Automatisierte Fehlerbehebung (z. B. Korrektur falscher Stammdaten durch KI).
- Stufe 2: Manuelle Prüfung durch Fachpersonal (z. B. bei widersprüchlichen Daten).
- Stufe 3: Regulatorisch relevante Eingriffe (z. B. nachträgliche Datenänderungen mit Auswirkungen auf die Abrechnung).
- Dokumentationspflicht für jede Stufe, insbesondere bei manuellen Korrekturen.
2.3 Schulung und Verantwortungszuweisung
- Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit KI-Systemen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.
- Klare Verantwortlichkeiten für die Freigabe manueller Eingriffe (z. B. durch definierte Rollen wie "Datenverantwortlicher" oder "Compliance-Beauftragter").
- Regelmäßige Audits, um die Einhaltung der Dokumentationspflichten zu überprüfen.
2.4 Anpassung der Schnittstellen und Kommunikationsprozesse
- Standardisierte Rückmeldeformate zwischen Netzbetreibern, Lieferanten und MSB, um automatisierte APERAK-Verarbeitung zu ermöglichen.
- Echtzeit-Statusmeldungen für Eskalationsfälle, um Verzögerungen zu vermeiden.
- Integration in bestehende Marktprozesse (z. B. GPKE, MaBiS), um Doppelarbeit zu verhindern.
3. Fazit: Effizienzsteigerung bei gleichzeitiger Compliance-Sicherung
Die Automatisierung von APERAK-Nachrichten führt zu einer Verschiebung der Rollen hin zu mehr Datenqualitätsverantwortung und proaktiver Fehlererkennung. Gleichzeitig müssen prozessuale Anpassungen vorgenommen werden, um die Transparenz manueller Eingriffe gemäß § 55 EnWG zu gewährleisten.
Kernmaßnahmen: ✔ Automatisierte Dokumentation aller KI-Entscheidungen und manuellen Korrekturen. ✔ Klare Eskalationsstufen mit definierten Verantwortlichkeiten. ✔ Schulungen und Audits, um Compliance sicherzustellen. ✔ Optimierte Schnittstellen, um die Zusammenarbeit zwischen den Marktteilnehmern zu verbessern.
Durch diese Anpassungen kann die Effizienz gesteigert werden, ohne die regulatorischen Anforderungen zu vernachlässigen.