Willi Mako
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Qualitätscheck für Übertragungsdateien: Richtigkeit & Vollständigkeit

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Sicherstellung der Qualität von Übertragungsdateien: Anforderungen an Plausibilität, Richtigkeit und Vollständigkeit

Als Absender einer Übertragungsdatei tragen Sie die Verantwortung dafür, dass diese den definierten Anforderungen an Plausibilität, inhaltliche und syntaktische Richtigkeit sowie Vollständigkeit entspricht. Eine fehlerhafte oder unvollständige Datei kann zu Verzögerungen, Nachbearbeitungen oder sogar zur Ablehnung der Datenübermittlung führen. Nachfolgend werden die zentralen Maßnahmen und Prüfschritte dargestellt, mit denen Sie die Qualität Ihrer Übertragungsdatei sicherstellen können.


1. Plausibilitätsprüfung: Logische Konsistenz der Daten

Plausibilität bedeutet, dass die übermittelten Daten in sich stimmig und nachvollziehbar sein müssen. Folgende Aspekte sind zu beachten:

  • Wertebereiche und Grenzwerte Prüfen Sie, ob numerische Felder (z. B. Mengen, Beträge, Zeitangaben) innerhalb der zulässigen Grenzen liegen. Beispiel:

    • Negative Werte in Feldern, die nur positive Zahlen zulassen (z. B. Stückzahlen), sind unplausibel.
    • Datumsangaben müssen im gültigen Zeitraum liegen (z. B. kein Geburtsdatum in der Zukunft).
  • Abhängigkeiten zwischen Feldern Bestimmte Datenfelder stehen in logischer Beziehung zueinander. Beispiel:

    • Wenn ein Feld „Lieferdatum“ einen Wert enthält, muss das Feld „Bestelldatum“ ein früheres oder gleiches Datum aufweisen.
    • Bei Steuerangaben (z. B. Mehrwertsteuersatz) muss der berechnete Steuerbetrag zum Nettobetrag passen.
  • Kreuzvalidierung mit Referenzdaten Vergleichen Sie übermittelte Daten mit internen oder externen Referenzquellen (z. B. Kundendatenbanken, Produktkataloge). Beispiel:

    • Eine übermittelte Kundennummer muss in Ihrem System existieren.
    • Artikelnummern müssen mit den hinterlegten Stammdaten übereinstimmen.

Umsetzung:

  • Automatisierte Plausibilitätsprüfungen in Ihrer Software (z. B. durch Skripte oder Validierungsregeln).
  • Manuelle Stichproben bei kritischen Datensätzen.

2. Inhaltliche Richtigkeit: Korrekte und relevante Daten

Inhaltliche Richtigkeit bedeutet, dass die Daten den tatsächlichen Sachverhalt korrekt abbilden und keine falschen oder irreführenden Informationen enthalten.

  • Übereinstimmung mit dem Geschäftsprozess Die Daten müssen dem vorgesehenen Verwendungszweck entsprechen. Beispiel:

    • Bei einer Rechnungsübertragung müssen alle Pflichtangaben (z. B. Steuernummer, Leistungszeitraum) korrekt sein.
    • Bei einer Meldung an eine Behörde müssen die Daten den gesetzlichen Vorgaben entsprechen (z. B. Sozialversicherungsmeldungen).
  • Vermeidung von Dubletten und Widersprüchen Prüfen Sie, ob Datensätze mehrfach übermittelt werden oder sich widersprechen. Beispiel:

    • Eine Rechnung darf nicht zweimal mit derselben Rechnungsnummer übermittelt werden.
    • Bei Stammdatenänderungen (z. B. Adressaktualisierung) muss der neue Datensatz den alten ersetzen, nicht ergänzen.
  • Korrekte Verwendung von Codes und Schlüsseln Viele Übertragungsformate verwenden standardisierte Codes (z. B. Länderkürzel nach ISO 3166, Währungscodes nach ISO 4217). Diese müssen korrekt und konsistent verwendet werden.

Umsetzung:

  • Abgleich mit internen Dokumenten (z. B. Verträge, Bestellungen).
  • Nutzung von Checklisten für den jeweiligen Geschäftsprozess.
  • Schulung der Mitarbeiter, die Daten erfassen oder übermitteln.

3. Syntaktische Richtigkeit: Einhaltung des technischen Formats

Die Übertragungsdatei muss den vorgegebenen technischen Spezifikationen entsprechen, z. B.:

  • Dateiformat (z. B. XML, CSV, EDIFACT, JSON)
  • Struktur (z. B. Hierarchie, Feldreihenfolge, Verschachtelung)
  • Zeichencodierung (z. B. UTF-8, ISO-8859-1)
  • Feldlängen und Datentypen (z. B. numerisch, alphanumerisch, Datum)

Häufige Fehlerquellen:

  • Falsche Trennzeichen in CSV-Dateien (z. B. Semikolon statt Komma).
  • Fehlende oder zusätzliche Felder in XML-Strukturen.
  • Ungültige Zeichen (z. B. Umlaute in nicht-UTF-8-codierten Dateien).

Umsetzung:

  • Nutzung von Validierungstools, die das Format gegen die Spezifikation prüfen (z. B. XML-Schema-Validator, CSV-Linter).
  • Automatisierte Generierung der Datei aus Ihrem System, um manuelle Fehler zu vermeiden.
  • Testübermittlungen an eine Sandbox-Umgebung des Empfängers.

4. Vollständigkeit: Alle Pflichtangaben enthalten

Eine Übertragungsdatei ist nur dann vollständig, wenn alle für den Geschäftsprozess erforderlichen Felder ausgefüllt sind. Fehlende Pflichtangaben führen in der Regel zur Ablehnung der Datei.

  • Pflichtfelder gemäß Spezifikation Jeder Geschäftsprozess definiert eigene Pflichtfelder. Beispiel:

    • Bei einer Lohnsteueranmeldung sind Felder wie „Steueridentifikationsnummer“ und „Bruttoarbeitslohn“ zwingend erforderlich.
    • Bei einer Bestellung müssen Artikelnummer, Menge und Lieferadresse angegeben sein.
  • Konditionale Pflichtfelder Manche Felder sind nur unter bestimmten Bedingungen verpflichtend. Beispiel:

    • Ein Feld „Rabattgrund“ ist nur auszufüllen, wenn tatsächlich ein Rabatt gewährt wurde.
    • Bei internationalen Lieferungen ist das Feld „Zolltarifnummer“ erforderlich.
  • Prüfung auf leere oder Null-Werte Auch wenn ein Feld technisch vorhanden ist, darf es nicht leer sein (sofern nicht explizit erlaubt).

Umsetzung:

  • Nutzung von Checklisten oder automatisierten Prüfroutinen, die fehlende Pflichtfelder identifizieren.
  • Vorabtest mit einer Musterdatei des Empfängers.
  • Klare Dokumentation der Anforderungen (z. B. durch ein Datenfeldverzeichnis).

5. Praktische Maßnahmen zur Qualitätssicherung

Um die oben genannten Anforderungen systematisch umzusetzen, empfehlen sich folgende Schritte:

  1. Dokumentation der Anforderungen

    • Klären Sie vorab, welche Spezifikationen (z. B. XSD-Schema, CSV-Struktur) der Empfänger vorgibt.
    • Nutzen Sie offizielle Leitfäden oder technische Dokumentationen des Empfängers.
  2. Automatisierte Prüfungen

    • Integrieren Sie Validierungstools in Ihren Datenexportprozess (z. B.:
      • XML: Nutzung von XML-Schema-Definitionen (XSD).
      • CSV/EDIFACT: Prüfung auf korrekte Trennzeichen, Feldanzahl und Datentypen.
      • Plausibilität: Skripte, die Wertebereiche und Abhängigkeiten prüfen.
  3. Manuelle Kontrollen

    • Stichprobenartige Prüfung kritischer Datensätze.
    • Vier-Augen-Prinzip bei besonders sensiblen Daten (z. B. Finanztransaktionen).
  4. Testübermittlungen

    • Senden Sie vor der eigentlichen Übermittlung eine Testdatei an den Empfänger oder eine Testumgebung.
    • Nutzen Sie ggf. Fehlermeldungen des Empfängersystems, um Korrekturen vorzunehmen.
  5. Schulung und Verantwortlichkeiten

    • Schulen Sie Mitarbeiter, die Daten erfassen oder exportieren, in den Anforderungen.
    • Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten für die Datenqualität (z. B. Datenverantwortlicher pro Abteilung).
  6. Protokollierung und Nachverfolgbarkeit

    • Führen Sie ein Protokoll über durchgeführte Prüfungen und Korrekturen.
    • Dokumentieren Sie Versionsstände der Übertragungsdateien.

6. Umgang mit Fehlern und Nachbesserungen

Trotz aller Sorgfalt können Fehler auftreten. In diesem Fall:

  • Fehlermeldungen analysieren Viele Empfängersysteme liefern detaillierte Fehlermeldungen (z. B. „Feld X fehlt“, „Wert in Feld Y ungültig“).
  • Korrekturprozess definieren Legen Sie fest, wie Fehler behoben werden (z. B. manuelle Nachbesserung, erneuter Export).
  • Kommunikation mit dem Empfänger Klären Sie bei Unklarheiten direkt mit dem Empfänger, welche Anforderungen genau gelten.

Fazit

Die Sicherstellung der Qualität einer Übertragungsdatei erfordert eine kombinierte Herangehensweise aus technischen Prüfungen, inhaltlicher Kontrolle und organisatorischen Maßnahmen. Durch die systematische Anwendung der oben genannten Schritte können Sie die Wahrscheinlichkeit von Fehlern deutlich reduzieren und eine reibungslose Datenübermittlung gewährleisten.

Für spezifische Anforderungen empfiehlt es sich, die technischen Spezifikationen des Empfängers genau zu studieren und bei Bedarf Rücksprache zu halten. Eine enge Abstimmung mit dem Empfänger bereits in der Vorbereitungsphase kann spätere Korrekturschleifen vermeiden.