Einfluss des Ausschlusses von Geschäftsvorfällen von der Zuordnungsprüfung auf die Risikoverteilung zwischen Marktpartnern
Die Entscheidung, bestimmte Geschäftsvorfälle durch die Verwendung des Kürzels „--“ von der automatisierten Zuordnungsprüfung auszuschließen, hat erhebliche Auswirkungen auf die Risikoverteilung zwischen den beteiligten Marktpartnern. Dieser Ausschluss führt zu einer Asymmetrie in der Verantwortungszuweisung, da die Prüfung der korrekten Zuordnung von Objekten oder Transaktionen zu den jeweiligen Vertragsparteien entfällt. Die Folgen lassen sich in drei zentrale Risikobereiche unterteilen:
1. Operative Risiken
Ohne Zuordnungsprüfung steigt das Risiko von Fehlzuordnungen, die zu falschen Abrechnungen, Doppelbuchungen oder unklaren Eigentumsverhältnissen führen können. Dies betrifft insbesondere:
- Lieferketten und Logistik: Unklare Zuordnungen können zu Verzögerungen, falschen Lieferungen oder Streitigkeiten über die Verantwortung für Schäden führen.
- Finanztransaktionen: Fehlende Prüfung erhöht das Risiko von Zahlungsfehlern, insbesondere bei komplexen Geschäften mit mehreren Beteiligten (z. B. im Energiehandel oder bei Derivaten).
- Datenintegrität: Da die Zuordnung manuell oder durch alternative Prozesse erfolgen muss, steigt die Fehleranfälligkeit durch menschliches Versagen oder unklare Schnittstellen.
2. Rechtliche und Compliance-Risiken
Die Nichtdurchführung der Zuordnungsprüfung kann Vertragsverletzungen oder regulatorische Verstöße nach sich ziehen:
- Vertragliche Pflichten: Viele Rahmenverträge (z. B. im Strom- oder Gasmarkt) sehen vor, dass Geschäftsvorfälle automatisiert geprüft werden. Ein Ausschluss kann als Verletzung dieser Pflichten gewertet werden.
- Aufsichtsrechtliche Anforderungen: In regulierten Märkten (z. B. MiFID II, REMIT) sind Marktteilnehmer verpflichtet, Transaktionen nachvollziehbar und manipulationssicher zu dokumentieren. Fehlende Prüfungen können zu Meldepflichtverletzungen oder Bußgeldern führen.
- Haftungsfragen: Bei Streitigkeiten über die korrekte Zuordnung eines Geschäftsvorfalls trägt derjenige das Beweisrisiko, der die Prüfung ausgeschlossen hat. Dies kann zu einseitiger Risikoverlagerung führen, insbesondere wenn eine Partei strukturell über mehr Daten oder Kontrollmöglichkeiten verfügt.
3. Wirtschaftliche Risiken
- Kosten durch manuelle Nachbearbeitung: Fehlende Automatisierung führt zu erhöhtem Aufwand für manuelle Korrekturen, was die Effizienz verringert und zusätzliche Personalkosten verursacht.
- Reputationsrisiken: Wiederholte Fehler oder Streitigkeiten können das Vertrauen zwischen Marktpartnern untergraben und langfristige Geschäftsbeziehungen gefährden.
- Marktmanipulationsrisiko: Intransparenten Zuordnungen können gezielt für Marktmissbrauch (z. B. Wash Trades, Scheingeschäfte) ausgenutzt werden, insbesondere wenn keine alternativen Kontrollen bestehen.
Prozessuale und regulatorische Mechanismen zur Kompensation der Lücke
Um die Risiken des Ausschlusses von der Zuordnungsprüfung zu mindern, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
1. Manuelle Kontroll- und Freigabeprozesse
- Vier-Augen-Prinzip: Kritische Geschäftsvorfälle, die von der automatisierten Prüfung ausgenommen sind, sollten durch mindestens zwei unabhängige Personen geprüft werden.
- Dokumentationspflichten: Jeder Ausschluss muss begründet und protokolliert werden, um im Streitfall nachweisen zu können, warum eine automatisierte Prüfung nicht möglich war.
- Stichprobenprüfungen: Regelmäßige, zufällige Überprüfungen von manuell zugeordneten Transaktionen können Fehler aufdecken und die Compliance sicherstellen.
2. Technische Alternativen zur automatisierten Prüfung
- Erweiterte Plausibilitätsprüfungen: Auch wenn eine vollständige Zuordnungsprüfung entfällt, können Regelwerke implementiert werden, die offensichtliche Fehler (z. B. unmögliche Mengenangaben, falsche Zeitstempel) erkennen.
- Datenvalidierung an Schnittstellen: Vor der Weiterverarbeitung von Daten sollte eine formale Prüfung auf Vollständigkeit und Konsistenz erfolgen, um zumindest grobe Fehler zu vermeiden.
- Künstliche Intelligenz (KI) für Mustererkennung: In komplexen Fällen können KI-basierte Systeme eingesetzt werden, um ungewöhnliche Transaktionsmuster zu identifizieren, die auf Fehler oder Manipulation hindeuten.
3. Vertragliche und regulatorische Absicherungen
- Klare vertragliche Regelungen: Rahmenverträge sollten festlegen, unter welchen Bedingungen Geschäftsvorfälle von der Prüfung ausgenommen werden dürfen und welche alternativen Kontrollen gelten.
- Haftungsregelungen: Es sollte vertraglich vereinbart werden, wer im Falle von Fehlzuordnungen haftet – idealerweise mit einer Risikoteilung, um einseitige Belastungen zu vermeiden.
- Externe Audits: Regelmäßige Prüfungen durch unabhängige Dritte (z. B. Wirtschaftsprüfer) können sicherstellen, dass die alternativen Prozesse den regulatorischen Anforderungen entsprechen.
- Meldepflichten an Aufsichtsbehörden: In regulierten Märkten sollte der Ausschluss von Prüfungen den Behörden gemeldet werden, um Transparenz zu schaffen und Missbrauch zu verhindern.
4. Schulung und Sensibilisierung
- Mitarbeiterschulungen: Alle Beteiligten müssen über die Risiken und korrekten Verfahren bei manuellen Zuordnungen informiert sein.
- Risikomanagement-Workshops: Marktpartner sollten gemeinsam Notfallpläne entwickeln, um im Falle von Fehlzuordnungen schnell reagieren zu können.
Fazit
Der Ausschluss von Geschäftsvorfällen von der Zuordnungsprüfung verschiebt das Risiko tendenziell zu Lasten der Partei, die weniger Kontrolle über die Daten oder Prozesse hat. Um diese Lücke zu schließen, sind kombinierte Maßnahmen aus manuellen Kontrollen, technischen Alternativen, vertraglichen Absicherungen und regulatorischer Compliance erforderlich. Eine proaktive Risikosteuerung ist dabei entscheidend, um operative, rechtliche und wirtschaftliche Nachteile zu vermeiden. Marktteilnehmer sollten den Ausschluss von Prüfungen nur in begründeten Ausnahmefällen vornehmen und stets durch alternative Mechanismen absichern.