Willi Mako
// PROTOCOL:

Technische vs. prozessuale Fehler: Strategien & Verantwortung

ID#5D5-BA
STATUSREAD_ONLY
AUTHORSYS_ADMIN
TAGS [EDIFACT][PROZESS][ZUORDNUNG]

Systematische Unterscheidung zwischen technischen und prozessualen Fehlermeldungen: Auswirkungen auf Fehlerbehebungsstrategien und Verantwortungszuweisung

1. Klassifizierung der Fehlermeldungen

Im Rahmen des Initialprozesses im EDIFACT-basierten Datenaustausch (z. B. nach APERAK-Standard) werden Fehlermeldungen in zwei Kategorien unterteilt:

  • Technische Fehlermeldungen (z. B. Z14–Z16, Z29) Diese betreffen systemische oder strukturelle Probleme, die auf IT-Ebene auftreten, z. B.:

    • Z14: Objekt im IT-System nicht gefunden (z. B. fehlende Stammdaten).
    • Z15: Objekt nicht eindeutig identifizierbar (z. B. doppelte Referenzen).
    • Z16: Objekt nicht mehr im Netzgebiet (z. B. gelöschte oder migrierte Daten).
    • Z29: Fehlende Pflichtangaben (z. B. unvollständige Datensätze).

    Diese Fehler deuten auf Datenintegritätsprobleme, Systemkonfigurationen oder Schnittstellenfehler hin.

  • Prozessuale Fehlermeldungen (z. B. Z31, Z37, Z34–Z40) Diese resultieren aus regelwidrigen Geschäftsvorfällen oder formalen Verstößen, z. B.:

    • Z31: Geschäftsvorfall wird vom Empfänger zurückgewiesen (z. B. wegen fehlender Berechtigung).
    • Z37: Unzulässiger Geschäftsvorfall (z. B. falsche Prozesskette).
    • Z34: Ungültige Zeitangaben (z. B. negative Intervalle).
    • Z35: Formatverstöße (z. B. falsche Datentypen).
    • Z38–Z40: Semantische Fehler (z. B. zu viele Codes, ungültige Wertebereiche).

    Diese Fehler entstehen durch falsche Anwendung von Geschäftsregeln oder Prozessvorgaben.


2. Auswirkungen auf Fehlerbehebungsstrategien

Die Unterscheidung zwischen technischen und prozessualen Fehlern hat konkrete Konsequenzen für die Fehleranalyse und -behebung:

Aspekt Technische Fehler (Z14–Z16, Z29) Prozessuale Fehler (Z31, Z37, Z34–Z40)
Ursachenfokus IT-Infrastruktur, Datenbanken, Schnittstellen, Stammdaten Geschäftsprozesse, Anwendungslogik, Benutzerfehler
Lösungsansatz - Datenkorrektur (z. B. Nachpflege fehlender Objekte) - Prozessanpassung (z. B. Schulung, Workflow-Änderung)
- Systemkonfiguration (z. B. Schnittstellenanpassung) - Regelvalidierung (z. B. Prüfung von Berechtigungen)
- Fehlerprotokollierung (z. B. Log-Analyse) - Dokumentationsprüfung (z. B. Prozesshandbücher)
Zeitlicher Aufwand Oft kurzfristig lösbar (z. B. durch Datenbankabgleich) Langfristiger (z. B. bei Prozessumstellungen)
Wiederholungsrisiko Gering (wenn Ursache behoben) Hoch (wenn Prozesse nicht angepasst werden)

Beispiel:

  • Ein Z14-Fehler („Objekt nicht gefunden“) erfordert eine Stammdatenprüfung durch den IT-Dienstleister oder Netzbetreiber.
  • Ein Z37-Fehler („Geschäftsvorfall unzulässig“) verlangt eine Prozessprüfung, ob der Sender überhaupt berechtigt ist, diesen Vorfall auszulösen.

3. Verantwortungszuweisung zwischen den Akteuren

Die klare Trennung der Fehlertypen ermöglicht eine effiziente Zuordnung von Verantwortlichkeiten:

Akteur Technische Fehler Prozessuale Fehler
Netzbetreiber - Bereitstellung korrekter Stammdaten (z. B. Netzgebiet) - Definition von Geschäftsregeln (z. B. zulässige Vorfälle)
- Sicherstellung der Systemverfügbarkeit - Überwachung der Prozesskonformität
Lieferant (Sender) - Korrekte Datenübermittlung (z. B. eindeutige IDs) - Einhaltung der Prozessvorgaben (z. B. Berechtigungen)
- Formatkonformität (z. B. EDIFACT-Struktur) - Schulung der Mitarbeiter
IT-Dienstleister - Fehlerdiagnose (z. B. Datenbankabfragen) - Unterstützung bei Prozessanpassungen (z. B. Workflows)
- Schnittstellenwartung - Bereitstellung von Validierungstools

Konfliktpotenzial:

  • Technische Fehler führen oft zu Schuldzuweisungen zwischen IT-Dienstleistern und Netzbetreibern (z. B. „Wer pflegt die Stammdaten?“).
  • Prozessuale Fehler erfordern eine Abstimmung zwischen Lieferanten und Netzbetreibern (z. B. „Wer hat die Prozessregeln verletzt?“).

4. Optimierung der Fehlerbehebung durch systematische Klassifizierung

Die Unterscheidung ermöglicht:

  1. Schnellere Eskalationswege:
    • Technische Fehler → IT-Support (z. B. Hotline des Dienstleisters).
    • Prozessuale Fehler → Fachabteilung (z. B. Prozessverantwortliche beim Netzbetreiber).
  2. Zielgerichtete Dokumentation:
    • Technische Fehler → Systemlogs, Datenbankprotokolle.
    • Prozessuale Fehler → Prozesshandbücher, Schulungsunterlagen.
  3. Präventive Maßnahmen:
    • Technische Fehler → Automatisierte Datenvalidierung (z. B. Plausibilitätsprüfungen).
    • Prozessuale Fehler → Regelmäßige Prozessreviews (z. B. Audits).

5. Fazit

Die systematische Unterscheidung zwischen technischen und prozessualen Fehlermeldungen im Initialprozess ist kein Selbstzweck, sondern dient der:

  • Effizienzsteigerung durch klare Verantwortungsbereiche,
  • Risikominimierung durch präventive Maßnahmen,
  • Transparenz in der Kommunikation zwischen Netzbetreibern, Lieferanten und IT-Dienstleistern.

Empfehlung:

  • Technische Fehler sollten durch automatisierte Monitoring-Systeme frühzeitig erkannt werden.
  • Prozessuale Fehler erfordern regelmäßige Abstimmungen zwischen den Beteiligten, um Missverständnisse in den Geschäftsregeln zu vermeiden.
  • Eine zentrale Fehlerdatenbank mit Klassifizierung nach Fehlertypen kann die Nachverfolgbarkeit verbessern.

Durch diese Strukturierung wird die Fehlerbehebung beschleunigt und wiederkehrende Probleme nachhaltig vermieden.