Einfluss der Trennung der Anwendungshandbücher für CONTRL und APERAK auf prozessuale Verantwortung und Fehlerbehandlung
Die Aufteilung der Anwendungshandbücher für CONTRL und APERAK in separate Dokumente hat Auswirkungen auf die prozessuale Verantwortung, die Fehlererkennung sowie die Eskalationsmechanismen zwischen Marktpartnern im automatisierten Datenaustausch. Diese Trennung dient der klaren Abgrenzung von Zuständigkeiten und der systematischen Behandlung von Fehlern auf unterschiedlichen Ebenen der Datenverarbeitung.
1. Abgrenzung der Verantwortungsbereiche
Die Trennung der Handbücher spiegelt die funktionale Unterscheidung zwischen syntaktischer Validierung (CONTRL) und geschäftslogischer Fehlerbehandlung (APERAK) wider:
CONTRL ist für die technische Prüfung der EDI-Nachrichten zuständig. Dazu gehören:
- Syntaxprüfung (z. B. korrekte Segmentierung, Feldlängen, Zeichensätze).
- Strukturvalidierung (z. B. Einhaltung der EDIFACT- oder EDI@Energy-Spezifikationen).
- Automatisierte Rückmeldung bei Syntaxfehlern (z. B. fehlende Pflichtsegmente, ungültige Codes).
Verantwortung: Der Empfänger prüft die Nachricht unmittelbar nach Eingang und generiert bei Fehlern eine automatisierte CONTRL-Ablehnung. Der Absender ist verpflichtet, die Nachricht zu korrigieren und erneut zu senden.
APERAK dient der geschäftslogischen Fehlerkommunikation und behandelt:
- Inhaltliche Fehler (z. B. ungültige Referenznummern, widersprüchliche Daten).
- Prozessuale Abweichungen (z. B. fehlende Berechtigungen, nicht unterstützte Geschäftsvorfälle).
- Eskalationsmechanismen bei nicht auflösbaren Konflikten.
Verantwortung: Hier liegt die Zuständigkeit beim fachlichen Empfänger (z. B. Marktrolle wie Lieferant oder Netzbetreiber). APERAK-Nachrichten werden manuell oder teilautomatisiert bearbeitet und erfordern eine inhaltliche Klärung zwischen den Partnern.
2. Automatisierte Fehlererkennung und Eskalation
Die Trennung der Handbücher ermöglicht eine stufenweise Fehlerbehandlung, die zwischen technischen und fachlichen Fehlern unterscheidet:
a) Syntaxfehler (CONTRL-Ebene)
- Erkennung: Automatisiert durch das Empfängersystem (z. B. fehlende Segmente, ungültige Codes).
- Eskalation:
- Der Empfänger generiert eine CONTRL-Ablehnung (z. B. mit Fehlercode wie
UNB/UNZ-Syntaxfehler). - Der Absender erhält die Rückmeldung ohne manuelle Intervention und muss die Nachricht korrigieren.
- Keine fachliche Klärung erforderlich – der Fehler ist rein technisch.
- Der Empfänger generiert eine CONTRL-Ablehnung (z. B. mit Fehlercode wie
b) Geschäftslogik-Fehler (APERAK-Ebene)
- Erkennung: Teilautomatisiert oder manuell (z. B. Prüfung auf gültige Vertragsnummern, Plausibilität von Mengenangaben).
- Eskalation:
- Der Empfänger sendet eine APERAK-Nachricht mit Fehlerbeschreibung (z. B.
Ungültige Referenz: Lieferanten-ID). - Der Absender muss den Fehler inhaltlich prüfen (z. B. durch Abgleich mit Stammdaten).
- Bei Unstimmigkeiten erfolgt eine manuelle Klärung (z. B. per E-Mail oder Ticket-System).
- Keine automatische Wiederholung – der Prozess hängt von der fachlichen Lösung ab.
- Der Empfänger sendet eine APERAK-Nachricht mit Fehlerbeschreibung (z. B.
3. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit der Marktpartner
Die klare Trennung der Handbücher führt zu folgenden Konsequenzen:
a) Reduzierung von Missverständnissen
- Technische Fehler (CONTRL) werden sofort und eindeutig kommuniziert, ohne dass fachliche Diskussionen nötig sind.
- Geschäftslogische Fehler (APERAK) erfordern eine explizite Abstimmung, da sie oft von individuellen Prozessen abhängen.
b) Prozessuale Effizienz
- Automatisierungspotenzial:
- CONTRL-Fehler können vollautomatisiert behoben werden (z. B. durch Korrekturskripte).
- APERAK-Fehler erfordern menschliche Entscheidungskompetenz, was die Bearbeitungszeit verlängert.
- Dokumentation:
- Die getrennten Handbücher ermöglichen eine präzisere Fehlerdokumentation (z. B. in Monitoring-Systemen).
c) Verantwortungsverteilung
- Absender:
- Muss sicherstellen, dass Nachrichten syntaktisch korrekt sind (CONTRL).
- Trägt die Verantwortung für die fachliche Richtigkeit der Daten (APERAK).
- Empfänger:
- Prüft zunächst die technische Konformität (CONTRL).
- Leitet bei inhaltlichen Fehlern eine APERAK-Meldung ein und klärt diese mit dem Absender.
4. Praktische Umsetzung und Empfehlungen
Um die Trennung der Handbücher prozessual optimal zu nutzen, sollten Marktpartner folgende Maßnahmen ergreifen:
Klare Kommunikationswege definieren:
- Technische Fehler (CONTRL) werden automatisiert an den Absender zurückgemeldet.
- Fachliche Fehler (APERAK) werden über vorab vereinbarte Kanäle (z. B. Helpdesk, Ticket-System) eskaliert.
Schulung der Mitarbeiter:
- Technische Teams (IT/EDI) müssen CONTRL-Fehlercodes kennen.
- Fachabteilungen müssen APERAK-Meldungen interpretieren und bearbeiten können.
Monitoring und Reporting:
- Einrichtung von Dashboards, die zwischen technischen und fachlichen Fehlern unterscheiden.
- Regelmäßige Auswertung von Fehlerhäufigkeiten, um systematische Probleme zu identifizieren.
Vereinbarung von Service-Levels (SLA):
- Definition von Reaktionszeiten für CONTRL- und APERAK-Fehler.
- Beispiel:
- CONTRL-Fehler: Korrektur innerhalb von 24 Stunden.
- APERAK-Fehler: Klärung innerhalb von 3 Werktagen.
Fazit
Die Trennung der Anwendungshandbücher für CONTRL und APERAK führt zu einer klaren Aufgabenteilung zwischen technischer und fachlicher Fehlerbehandlung. Während CONTRL-Fehler automatisiert und schnell behoben werden können, erfordern APERAK-Fehler eine manuelle Klärung zwischen den Marktpartnern. Diese Struktur erhöht die Prozesstransparenz, reduziert Missverständnisse und ermöglicht eine effizientere Fehlerbehebung. Marktpartner sollten die getrennten Verantwortungsbereiche in ihren EDI-Vereinbarungen und internen Prozessen explizit abbilden, um die Vorteile der Trennung voll auszuschöpfen.