Willi Mako
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APERAK-Nachricht: Regeln & Einsatz im Strom-EDI 2024

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TAGS [EDIFACT][LIEFERANTENWECHSEL][MESSSTELLENBETREIBER][PROZESS][GPKE][GELI GAS][LASTGANG][FEHLERBEHANDLUNG]

Regeln zum Einsatz der APERAK-Nachrichten in der Sparte Strom

Die APERAK-Nachricht (Application Error and Acknowledgement Message) ist ein standardisiertes EDI-Format (Electronic Data Interchange) nach UN/EDIFACT, das in der Energiewirtschaft – insbesondere in der Sparte Strom – zur Übermittlung von Fehlermeldungen, Bestätigungen und Korrekturanforderungen eingesetzt wird. Sie dient der strukturierten Kommunikation zwischen Marktpartnern (z. B. Netzbetreibern, Lieferanten, Messstellenbetreibern) und gewährleistet eine effiziente Abwicklung von Geschäftsprozessen gemäß den Vorgaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie der Marktkommunikation Strom (MaKo Strom).


1. Anwendungsbereiche der APERAK in der Sparte Strom

APERAK-Nachrichten werden in folgenden Prozessen der Strommarktkommunikation verwendet:

a) Bestätigung und Fehlerbehandlung von Stammdatenmeldungen

  • Stammdatenänderungen (z. B. Lieferantenwechsel, Zählerstandsübermittlung, Marktpartnerstammdaten) werden mit UTILMD-Nachrichten übermittelt.
  • Die APERAK dient als Rückmeldung auf UTILMD und signalisiert:
    • Erfolgreiche Verarbeitung (Acknowledgement, Code: AAK).
    • Fehlerhafte Daten (Error, Code: ERR), z. B. bei:
      • Falschen oder fehlenden Pflichtfeldern (z. B. Marktpartner-ID, Zählpunktbezeichnung).
      • Inkonsistenten Zeitangaben (z. B. zukünftige Zählerstände).
      • Unzulässigen Werten (z. B. negative Verbrauchswerte).

b) Abrechnungsprozesse (Rechnungsprüfung)

  • Bei der Übermittlung von Rechnungen (INVOIC) oder Abrechnungsdaten (REMADV) kann die APERAK genutzt werden, um:
    • Rechnungsablehnungen (z. B. bei falschen Preisen, fehlenden Referenzdaten) zu kommunizieren.
    • Korrekturanforderungen an den Absender zu stellen (z. B. bei Diskrepanzen zwischen gemeldeten und tatsächlichen Verbräuchen).

c) Wechselprozesse (Lieferantenwechsel, An- und Abmeldung)

  • Im Rahmen des Lieferantenwechsels (GPKE) oder der Anmeldung/Abmeldung von Zählpunkten wird die APERAK eingesetzt, um:
    • Fehler in Wechselmeldungen (ORDERS, ORDCHG) zu melden (z. B. doppelte Anmeldungen, fehlende Unterschriften).
    • Bestätigungen für erfolgreiche Wechsel zu übermitteln.

d) Messwesen (Zählerstands- und Lastgangdaten)

  • Bei der Übermittlung von Zählerständen (MSCONS) oder Lastgangdaten kann die APERAK genutzt werden, um:
    • Plausibilitätsfehler (z. B. unrealistische Verbrauchssprünge) zu melden.
    • Fehlende oder unvollständige Daten anzufordern.

2. Spezifische Regeln für die APERAK-Nachricht in der Sparte Strom

a) Struktur und Pflichtfelder

Die APERAK-Nachricht muss folgende Mindestangaben enthalten, um den Anforderungen der MaKo Strom zu entsprechen:

Segment Beschreibung Pflichtfeld Beispiel
UNH Nachrichtenkopf (Message Header) Ja UNH+1+APERAK:D:04B:UN'
BGM Beginn der Nachricht (Beginning of Message) Ja BGM+381+[Referenznummer]+9' (381 = APERAK, 9 = Originalnachricht)
DTM Datum/Uhrzeit der Nachricht Ja DTM+137:20240515:102' (Erstellungsdatum)
RFF Referenz auf die ursprüngliche Nachricht (z. B. UTILMD, MSCONS) Ja RFF+ACW:123456789' (Referenz auf die fehlerhafte Nachricht)
ERC Fehlercode und -beschreibung (Error Code) Ja ERC+1+[Fehlercode]' (z. B. ERC+1+7' für "Ungültiger Wert")
FTX Freitext zur Fehlerbeschreibung (optional, aber empfohlen) Nein FTX+AAI+++Fehler: Zählpunkt nicht gefunden'
UNT Nachrichtenende (Message Trailer) Ja UNT+[Anzahl Segmente]+1'

b) Fehlercodes und ihre Bedeutung

Die APERAK verwendet standardisierte Fehlercodes (gemäß BDEW und EDIFACT), die in der Sparte Strom wie folgt interpretiert werden:

Fehlercode Beschreibung Beispielhafte Ursache
1 Syntaxfehler Falsches Format, fehlende Pflichtsegmente.
2 Semantischer Fehler Ungültige Marktpartner-ID, falsche Zählpunktbezeichnung.
3 Referenzfehler Originalnachricht nicht auffindbar.
4 Zeitlicher Fehler Datum in der Zukunft, inkonsistente Zeitangaben.
5 Logischer Fehler Negative Verbrauchswerte, unmögliche Zählerstände.
6 Autorisierungsfehler Fehlende Berechtigung für die Datenübermittlung.
7 Ungültiger Wert Falsche Einheit (z. B. kWh statt MWh), unzulässige Zeichen.
8 Duplikat Nachricht wurde bereits verarbeitet.
9 Technischer Fehler Serverfehler, Übertragungsabbruch.

c) Zeitliche Vorgaben und Fristen

  • Antwortfristen:
    • Bei UTILMD-Nachrichten (Stammdaten) muss die APERAK innerhalb von 2 Werktagen nach Erhalt der Originalnachricht versendet werden.
    • Bei MSCONS-Nachrichten (Zählerstände) beträgt die Frist 5 Werktage.
    • Bei Rechnungen (INVOIC) ist eine APERAK innerhalb von 10 Werktagen zu übermitteln, sofern Fehler vorliegen.
  • Wiederholungsfristen:
    • Bei fehlerhaften Nachrichten muss der Absender die korrigierte Version innerhalb von 5 Werktagen nach Erhalt der APERAK erneut übermitteln.

d) Technische Anforderungen

  • Zeichensatz: Die APERAK muss im UN/EDIFACT-Format (Version D.04B oder höher) erstellt werden.
  • Übertragung:
    • Nutzung von sicheren Protokollen (z. B. AS2, SFTP, OFTP2).
    • Verschlüsselung (z. B. PGP) und digitale Signatur sind gemäß BDEW-Richtlinien verpflichtend.
  • Referenzierung:
    • Die APERAK muss die Originalnachricht eindeutig referenzieren (z. B. über RFF+ACW mit der Nachrichten-ID der fehlerhaften Nachricht).

e) Besonderheiten bei der Fehlerbehandlung

  • Mehrfachfehler: Enthält eine Nachricht mehrere Fehler, müssen diese in einer APERAK gebündelt werden (keine separaten Nachrichten).
  • Korrekturpflicht:
    • Der Absender der fehlerhaften Nachricht ist verpflichtet, die Daten zu korrigieren und erneut zu übermitteln.
    • Bei wiederholten Fehlern kann der Empfänger die Bearbeitung verweigern und eine manuelle Klärung verlangen.
  • Protokollierung:
    • Alle APERAK-Nachrichten müssen mindestens 10 Jahre archiviert werden (gemäß § 257 HGB und Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)).

3. Beispiel einer APERAK-Nachricht (Ausschnitt)

UNH+1+APERAK:D:04B:UN'
BGM+381+REF123456789+9'
DTM+137:20240515:102'
RFF+ACW:UTILMD987654321'
ERC+1+7'
FTX+AAI+++Fehler: Zählpunkt DE00012345678901234567890123456789 nicht im System gefunden'
UNT+6+1'

Erläuterung:

  • Die APERAK bezieht sich auf eine UTILMD-Nachricht mit der Referenz UTILMD987654321.
  • Der Fehlercode 7 signalisiert einen ungültigen Wert (hier: unbekannter Zählpunkt).
  • Der Freitext (FTX) gibt eine konkrete Fehlerbeschreibung an.

4. Verantwortlichkeiten der Marktpartner

  • Netzbetreiber:
    • Muss APERAK-Nachrichten innerhalb der Fristen versenden.
    • Ist für die Plausibilitätsprüfung der empfangenen Daten verantwortlich.
  • Lieferanten/Messstellenbetreiber:
    • Müssen auf APERAK-Nachrichten innerhalb der Korrekturfrist reagieren.
    • Sind verpflichtet, fehlerhafte Daten zu berichtigen und erneut zu übermitteln.
  • EDI-Dienstleister:
    • Müssen die technische Konformität der Nachrichten sicherstellen (z. B. korrekte Syntax, Verschlüsselung).

5. Rechtsgrundlagen und Standards

Die Anwendung der APERAK in der Sparte Strom basiert auf folgenden Regelwerken:

  • BDEW-Richtlinie „Marktkommunikation Strom“ (MaKo Strom)
  • EDIFACT-Standard (UN/EDIFACT D.04B oder höher)
  • Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) § 40 ff.
  • Messstellenbetriebsgesetz (MsbG)
  • Bundesnetzagentur-Beschlüsse (z. B. GPKE, GeLi Gas/Strom)

6. Fazit

Die APERAK-Nachricht ist ein zentrales Instrument für die Fehlerbehandlung und Prozesssicherheit in der Strommarktkommunikation. Ihre korrekte Anwendung gewährleistet:

  • Transparente Fehlerkommunikation zwischen Marktpartnern.
  • Einhaltung gesetzlicher Fristen und Vermeidung von Vertragsstrafen.
  • Effiziente Abwicklung von Stammdatenänderungen, Abrechnungen und Wechselprozessen.

Marktpartner sind verpflichtet, die technischen und inhaltlichen Vorgaben der MaKo Strom einzuhalten und bei Fehlern zeitnah zu reagieren. Bei Nichteinhaltung können manuelle Nachbearbeitungen oder Vertragsstrafen drohen.