Willi Mako
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EDI im Gasmarkt: CONTRL DE0083 (7 vs. 4) erklärt

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Unterscheidung zwischen regulärer Empfangsbestätigung (CONTRL mit UCI DE0083 = 7) und Syntaxfehlermeldung (CONTRL mit UCI DE0083 = 4) im Gasbereich

Im Rahmen der elektronischen Datenübertragung im Gasmarkt gemäß den Vorgaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Kooperationsvereinbarung Gas (KoV) ist der Empfänger einer Übertragungsdatei verpflichtet, auf jede eingehende Nachricht – mit Ausnahme einer bereits empfangenen CONTRL-Nachricht – eine CONTRL-Meldung zu versenden. Diese dient entweder als Empfangsbestätigung oder als Syntaxfehlermeldung, abhängig vom Ergebnis der Prüfung.

Die Unterscheidung erfolgt über das Datenfeld UCI DE0083 („Nachrichtentyp“) in der CONTRL-Nachricht:


1. Reguläre Empfangsbestätigung (UCI DE0083 = 7)

Eine Empfangsbestätigung (CONTRL mit UCI DE0083 = 7) wird versendet, wenn:

  • Die eingegangene Übertragungsdatei syntaktisch korrekt ist (d. h., sie entspricht den formalen Vorgaben des EDIFACT-Standards und den branchenspezifischen Implementierungsrichtlinien).
  • Die Struktur der Nachricht (z. B. UTILMD, MSCONS, INVOIC) sowie die Pflichtfelder vollständig und fehlerfrei sind.
  • Die Prüfung auf technische Plausibilität (z. B. korrekte Segmentreihenfolge, zulässige Zeichensätze, gültige Codes) erfolgreich abgeschlossen wurde.

Inhalt der Empfangsbestätigung:

  • Bestätigung des erfolgreichen Empfangs der Originalnachricht.
  • Keine Fehlerhinweise, da keine Syntaxverstöße vorliegen.
  • Die Originalnachricht kann weiterverarbeitet werden (z. B. für Geschäftsprozesse wie Lieferantenwechsel, Rechnungsstellung oder Zählerstandsübermittlung).

Beispielszenario: Ein Netzbetreiber erhält eine UTILMD-Nachricht (z. B. für einen Lieferantenwechsel) und bestätigt deren syntaktische Korrektheit mit einer CONTRL (UCI DE0083 = 7). Der Lieferant kann daraufhin mit der weiteren Bearbeitung fortfahren.


2. Syntaxfehlermeldung (UCI DE0083 = 4)

Eine Syntaxfehlermeldung (CONTRL mit UCI DE0083 = 4) wird versendet, wenn:

  • Die eingegangene Übertragungsdatei formale Fehler aufweist, die eine Weiterverarbeitung verhindern.
  • Die EDIFACT-Struktur verletzt wird (z. B. fehlende Pflichtsegmente, falsche Segmentreihenfolge, ungültige Codes).
  • Technische Plausibilitätsprüfungen fehlschlagen (z. B. ungültige Zeichen, falsche Feldlängen, nicht definierte Werte in Code-Listen).

Inhalt der Syntaxfehlermeldung:

  • Fehlerbeschreibung im Segment ERC (Error Control) mit:
    • Fehlercode (z. B. „5“ für „Segment nicht erwartet“, „6“ für „Pflichtsegment fehlt“).
    • Fehlerposition (Segment- und Datenelementreferenz).
    • Fehlertext (z. B. „Ungültiger Wert im Feld 3225“).
  • Die Originalnachricht wird nicht weiterverarbeitet, bis der Fehler behoben ist.

Beispielszenario: Ein Lieferant sendet eine MSCONS-Nachricht mit einem fehlenden Pflichtsegment (z. B. NAD+SU – Lieferantennummer). Der Netzbetreiber antwortet mit einer CONTRL (UCI DE0083 = 4), die den Fehler im ERC-Segment spezifiziert. Der Lieferant muss die Nachricht korrigieren und erneut senden.


Zusammenfassung der Unterschiede

Kriterium Empfangsbestätigung (UCI DE0083 = 7) Syntaxfehlermeldung (UCI DE0083 = 4)
Zweck Bestätigung des erfolgreichen Empfangs. Meldung von Syntaxfehlern.
Voraussetzung Nachricht ist syntaktisch korrekt. Nachricht enthält formale Fehler.
Weiterverarbeitung Ja, Originalnachricht wird bearbeitet. Nein, Nachricht muss korrigiert werden.
Fehlerhinweise Keine. Detaillierte Fehlerbeschreibung im ERC-Segment.
Reaktion des Absenders Fortsetzung des Geschäftsprozesses. Korrektur und erneutes Senden.

Praktische Handhabung

  1. Prüfung der CONTRL-Nachricht:

    • Der Absender muss nach dem Versand einer Übertragungsdatei die CONTRL-Antwort analysieren.
    • Bei UCI DE0083 = 7 kann die Bearbeitung fortgesetzt werden.
    • Bei UCI DE0083 = 4 sind die im ERC-Segment genannten Fehler zu beheben.
  2. Fehlerbehebung:

    • Syntaxfehler müssen unverzüglich korrigiert werden, um Verzögerungen im Prozess (z. B. Lieferantenwechsel, Rechnungsstellung) zu vermeiden.
    • Häufige Fehlerquellen sind:
      • Falsche oder fehlende Segmentkennungen (z. B. „NAD“ statt „NAD+SU“).
      • Ungültige Codes (z. B. falsche OBIS-Kennzahlen in MSCONS).
      • Zeichensatzprobleme (z. B. Umlaute in nicht erlaubten Feldern).
  3. Wiederholtes Senden:

    • Nach der Korrektur wird die Nachricht erneut versendet.
    • Der Empfänger prüft sie erneut und sendet eine neue CONTRL (entweder UCI DE0083 = 7 oder 4).

Relevante Standards und Richtlinien

  • EDIFACT-Standard (ISO 9735): Definiert die Syntax von CONTRL-Nachrichten.
  • BDEW-Implementierungsrichtlinien: Branchenspezifische Vorgaben für Gasnachrichten (z. B. UTILMD, MSCONS).
  • Kooperationsvereinbarung Gas (KoV): Regelt die Pflichten von Netzbetreibern und Lieferanten im Datenaustausch.

Durch die korrekte Unterscheidung und Handhabung der CONTRL-Nachrichten wird sichergestellt, dass der elektronische Datenaustausch im Gasmarkt reibungslos und fehlerfrei abläuft.